Vaginalband hilfreich bei Symptomen gemischter Inkontinenz
NEW YORK - USA: Das spannungsfreie Vaginalband (“tension-free vaginal tape”, TVT), das zur Behandlung der Stressinkontinenz entwickelt wurde, kann einer neuen Studie zufolge auch bei vielen Patientinnen mit den Symptomen einer gemischten Inkontinenz die Komponente der Dranginkontinenz oder der überaktiven Blase lindern. Dabei weist es ein relativ niedriges Risiko auf, de novo Symptome einer überaktiven Blase zu verursachen.
Von 98 Patientinnen, die ein TVT wegen Stress- oder gemischter Inkontinenz erhielten, zeigte sich bei zwei Dritteln jener mit gemischter Inkontinenz nach der Operation eine Besserung der Symptome einer Dranginkontinenz oder überaktiven Blase. Dagegen trat bei 9,1 Prozent derer mit lediglich einer Stressinkontinenz de novo eine Dranginkontinenz auf. Das berichten Dr. Jeffrey L. Segal und Kollegen vom Good Samaritan Hospital in Cincinnati in Obstetrics & Gynecology.
Dr. Segal, der jetzt Direktor des Center for Urogynecology am St. Barnabas Medical Center in Livingston, New Jersey, ist, teilte Reuters Health mit, dass er die aktuelle Studie durchgeführt habe, weil so viele Frauen eine Mischung von Symptomen der Stress- und Dranginkontinenz zeigen. Das TVT wird zunehmend zum „Goldstandard“ der Behandlung bei Stressinkontinenz, fügte er hinzu, während Dranginkontinenz im Allgemeinen anfangs konservativ mit Medikamenten, Blasentraining und Beckenbodengymnastik behandelt wird.
Verfahren zur Therapie der Inkontinenz bringen das Risiko von neu auftretender Dranginkontinenz und überaktiver Blase mit sich, berichten Dr. Segal und Kollegen. Bei der TVT-Methode, die erstmals 1995 beschrieben wurde, wird ein spannungsfreies Band um die Mitte der Urethra gelegt. Sie wird ambulant und gewöhnlich unter intravenöser Sedierung und Lokalanästhesie durchgeführt.
33 Patientinnen in der Studie litten unter Stressinkontinenz und 65 unter gemischter Inkontinenz. Bei jenen mit gemischten Symptomen wiesen 63,1 Prozent eine Rückbildung ihrer Dranginkontinenz nach der Operation auf. Das TVT führte zur Rückbildung der Symptome einer überaktiven Blase bei 57,3 Prozent der Patientinnen, die solche Symptome vor der Operation aufwiesen. Und von den Patientinnen, die vor der Operation Anticholinergika einnahmen, waren 57,7 Prozent danach nicht mehr auf diese Medikamente angewiesen.
Bei drei (9,1 Prozent) der Patientinnen mit Stressinkontinenz trat nach der TVT-Behandlung eine Dranginkontinenz auf, während Symptome der überaktiven Blase in 4,3 Prozent der Fälle de novo auftraten und 8,7 Prozent erstmalig mit einer Anticholinergika-Medikation begannen.
Als einzigen signifikanten Risikofaktor für das erstmalige Auftreten von Symptomen der überaktiven Blase, die nach TVT-Operation eine Behandlung mit Anticholinergika erforderlich machten, identifizierten Dr. Segal und seine Kollegen eine vorherige chirurgische Therapie der Harninkontinenz. Bei diesen Frauen war die Wahrscheinlichkeit achtfach erhöht, dass Symptome der überaktiven Blase auftraten, die eine Anticholinergika-Medikation nach der Operation erforderlich machten.
Die Autoren bemerken, dass durch Blasenhalschirurgie das Risiko erstmalig auftretender Symptome einer überaktiven Blase erhöht werden kann – und zwar auf verschiedene Weise, z. B. durch Auslösung einer Reizung der Blasenschleimhaut, Veränderung der Nervenfunktion oder Verursachung einer partiellen Obstruktion des Abflusses.