#19 von Regenmacher » 09 Mai 2004 21:07
... so Gemeinde, ich nutze jetzt mal meine Admin-Rechte, um einer verpassten Diskussion meinen Senf noch zu verpassen. Aber keine Chance, ich sperre das Thema sofort wieder, um weiteren Unmut im Forum zu verhindern. Deshalb bitte ich auch, den Beitrag als meine PERSÖNLICHE Erfahrung und Meinung hinzunehmen, denn Meinungen sind immer richtig, ich will keine Fakten erzeugen.
Zur Zeit erlebe ich einen richtigen Untersuchungsmarathon und habe selbst schon total den Überblick verloren, was eigentlich untersucht wird. Erste Ergebnisse sind, dass ich selbst ein ADHS- Syndrom hatte (was sich in entsprechenden Schulbeurteilungen auch wiederfindet, nur damals hatte das wohl noch keinen Namen). Und die gute Nachricht: Ich habe es ohne Ritalin überlebt. Was den allzu häufigen Gebrauch angeht, da ist wohl wieder das System schuld. Wenn ich die Verordnung in die Hände von Ärzten mit begrenzten diagnostischen Möglichkeiten lege, dann wird natürlich schnell aus dem Jammer einer genervten Mutter ein hyperaktives Kind, das in jeder guten Familie seinen gut ausgeprägten Bewegungsdrang auf normale Weise hätte ausleben können.
Damit wären wir auch wieder beim ursprünglichen Thema. Wie kann es sein, daß ein Arzt nur auf das Wort des Patienten Medikamente aller Coleur verschreibt und so seine Kontrollinstanz der öffentlichen Gesundheitskasse selbst ausheblt? Wie kann es auf der anderen Seite sein, daß das System aber auch zulässt, wenn Arzt A einen Missbrauch vermutet, der Patient einfach zu Arzt B oder C geht? Ich persönlich hoffe sehr, wenn das zentrale Datenerfassungssystem kommt, daß dem Ärztehopping im negativen Sinn endlich ein Ende gemacht wird und dass die Krankenkassen dann hoffentlich schnell die schwarzen Schafe finden. Vorrausgesetzt, der Wille dazu ist überhaupt vorhanden, denn letztendlich zahlt ja die Krankenkasse nur aus dem Topf, den die Mitglieder füllen, und im Zweifelsfalle wird eben einfach eine Beitragserhöhung gemacht.
Fakt ist, dass bei ca. 6 bis 8 Mio. inkontinenten Menschen ein paar Fetischisten nicht wirklich ins Gewicht fallen würden. Aber auch hier habe ich die Kehrseite der Medaille schon kennengelernt. Obwohl meine neurologischen Unfallschäden mittlerweile gut untersucht und protokolliert sind, musste ich mir kürzlich erst wieder mal endlose Diskussionen mit einer neurologischen Abteilung, die eigentlich für Schlafkrankheiten zuständig ist, gefallen lassen, die mir praktisch unterstellen wollten, dass sie sich die Inkontinenz nicht erklären können. Erst als ich meinen Stamm-Neurologen und meinen Urologen einschaltete, konzentrierte man sich wieder auf die ursprünglichen Untersuchungen und brach die "Neben-"untersuchungen ab. Als Patient darf ich dann natürlich mal fragen, was das soll?
Lieber net...., Organisator einer großen ADHS- Syndrom-Seite. Versuche doch bitte, deine Erkrankung nicht als den Mittelpunkt allen Übels zu sehen und akzeptieren, daß es auch in diesem Bereich Menschen gibt, die diese Krankheit nicht haben, weil das Spektrum des "Normalen" gerade bei Krankheiten, die nicht mit einem EKG oder einem Blutdruckmessgerät bestimmt werden können, medizinisch oft sehr aufgeweicht werden, zum Nachteil des Patienten. Ich will nicht wissen, was Ritalin einem gesunden Kind antut. Contergan war auch mal ein gutes Kopfschmerzmittel und wird heute in der dritten Welt noch verkauft!!!
Es gibt genug Probleme auf dieser Welt. Versuchen wir einen Teil zur Lösung beizutragen, statt uns die Köppe mit sinnlosen Diskussionen zuzudröhnen.
Gesegnet sei diese Gemeinde! Amen und Marco
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Ohne Signatur geht es auch.