Hallo Hajo,
auch ich habe dieses Problem, aber bei mir sind auch noch Blase, Stücke von den Harnleitern und ein Stück von der Harnröhre weg. Außerdem hat man mir eine neue Blase aus einem Darmstück geformt
( Radikale Zystektomie mit Neoblase ).
Das heißt, ich habe gar keine Nerven mehr, welche mich zuverlässig über den Urinstand in der Blase informieren.
Ich bin 60 Jahre alt und wurde am 11.11.2003 operiert.
Anfangs war die Harninkontinenz recht unangenehm, weil ich in keiner Weise bemerkte, wann ich Druck bekam. Ich lief permanent aus.
Als die mir den Schlauch rauszogen, habe ich denen erst mal den OP - Tisch vollgeschifft
Nachdem ich jeden Tag meine Beckenbodenmuskulatur trainiere, ist die Inkontinenz - zumindestens tagsüber - viel, viel besser geworden.
Als Folge finden Sie ein Schreiben, welches ich vor einiger Zeit an unseren Freund Helmut
( Foren Admin ) geschrieben hatte, wobei ich mich auf eine Nachricht bezog, welche Helmut eingestellt hatte :
Ich habe gerade einmal die Nachrichten aufgerufen. Dabei sind mir natürlich die beiden Themen vom 15.01 und 21.01 besonders aufgefallen, behandeln sie doch die Inko nach einer radikalen Zystektomie respektive das Beckenbodentraining nach eine Prostatektomie.
Beide Berichte sind m.E. nach nicht sonderlich aussagefähig.
Ein Resultat ( Inkontinenzraten nach orthotopem Blasenersatz : Einfluß der Prostatektomie ) basierend auf der Untersuchung von 62 männlichen Patienten kann in keinem Fall aussagefähig sein. Diese Menge Patienten ist etwas höher als diejenige Anzahl Patienten, welche die Urologie des Allgemeinen Krankenhauses Hagen jährlich mit "radikaler Zystektomie" operiert.
Ergo wird die Urologie in Hagen sicherlich über bessere Erkenntnisse verfügen als diese brasilianische Arbeitsgruppe.
Bei der Abhandlung "Beckenbodentraining nach radikaler Prostatektomie" ist die Sache noch viel weniger aussagefähig :
Die Holländerin Prof. Dr. Marijke van Kampen von der Uni Leuven äußert sich mit vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wörtern insofern, als daß sie ein "kräftiges Beckenbodentraining" nicht nur empfiehlt, sondern regelrecht vorschreibt. Außerdem rät die gute Frau von einem Einsatz von Biofeedback und Elektrosimulation eher ab.....
ganz im Gegensatz zu der Aussage des Prof. Dr. Ulrich Otto von der Klinik Birkental in Bad Wildungen.
Dieser wiederum rät - nach ebenso vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wortspielereien - zu einem geradezu entgegengesetztem Behandlungskonzept, bei welchem das Beckenbodentraining nur so sanft und "anstrengend wie ein Lidschlag" sein soll. Außerdem ist er ein Befürworter von Biofeedback und Elektrostimulation....
Jetzt frage ich Sie : Wem soll ich als betroffener Laie nun glauben ??
Es ist doch Irrsinn, ein halbes Jahr oder gar ein Jahr lang den Beckenboden so wie von Prof van Kampen empfohlen zu trainieren und dann - wenn sich kein Erfolg eingestellt hat - auf die andere Weise, nämlich nach der Methode des Prof. Otto....
Da ich in derartig widersprüchlichen Argumentationen keinen Sinn sehe, bleibt mir doch wohl nichts anderes übrig, als mein bisheriges Beckenbodentraining fortzusetzen, nämlich :
10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel sehr schnell und sehr stark anspannen, ( dabei sollen einem die Tränen die Backe runterlaufen, so fest anspannen ) diese Anspannung ganz langsam ( ca 10 sek. ) lösen und dazwischen immer 10 sek Pause,
danach, nach einer Pause von ca. einer Minute, jeweils 10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel langsam ( innerhalb von 5 sek ) mit mittlerer Kraft anspannen und innerhalb von 5 sek. wieder lösen, zwischen diese Übung immer eine Pause von ca. 10 sek.
( Ozeanbrandung, lang und kräftig )
dann, nach einer Pause von einer Minute, jeweils 10 mal ein kurzes, leichtes Anspannen über eine Zeit von 3 sek., dann 3 sek. lang lösen, dazwischen immer eine Pause von ca, 5 sec
( Ostseebrandung, leicht und schnell )
zu guter Letzt ein "Flattern" des Beckenbodenmuskels, schnell und ganz leicht anspannen und wieder lösen, ca. 100 mal hintereinander ( ähnlich dem beschriebenen Lidschlag des Prof. Otto )
Diese Methode hat mir, wie schon einmal beschrieben, der Pfleger Gunnar Domröse in der Urologie des AKH Hagen empfohlen. Dieser Mann ist seit 11 Jahren auf der Station und weiß wohl, wo´s langgeht. Und ich denke, bisher hat mir dieses Training sehr genutzt.
Tagsüber bin ich - fast - kontinent, nur nachts macht mir der Überlauf noch zu schaffen, trotz der 2 - stündigen ( mittlerweile 3 - stündigen ) Aufweckphase und der Tatsache, daß ich tagsüber mittlerweile ca 650 cm³ Urin halten kann, ohne auszulaufen. Aber anscheinend liege ich falsch im Bett oder ich träume zuviel oder weiß der Teufel..... Aber auch dies bekomme ich ganz sicher noch in den Griff.
Wie Sie sehen, Hajo, braucht alles seine Zeit. Man muß nur dranbleiben und auf gar keinen Fall aufgeben!
Vor allem der Kopf muß mitmachen !! Die Muskeln sind ja vorhanden.....
Jetzt, gerade einmal 4 Monate nach der Operation, trage ich die Vorlagen tagsüber eigentlich nur noch deswegen, weil meine neue Blase , da aus einem Darmstück gefertigt, die Neigung zum Schleimen hat. ( Der Darm schleimt enorm. Merkt man normalerweise nur nicht ). Dieser Schleim legt sich vor die Harnröhre und flutscht dann mit einem Mal heraus. Andererseits informiert mich der sich aufbauende Druck darüber, daß es an der Zeit ist, eine Toilette aufzusuchen.
So hat alles seine Vor - und Nachteile.....
Im Allgemeinen komme ich mittlerweile den ganzen Tag mit
einer (!!) Vorlage aus, ohne daß diese überhaupt eingenässt wird.
Da ich - meiner Meinung nach - mit dem Training ganz gute Erfolge erzielt habe, käme ich niemals auf die Idee, mir irgendein Gel einspritzen zu lassen. Und auch ein künstlicher Schließmuskel ist doch gar nicht nötig. Diese Aufgabe übernimmt der äußere Muskel, welcher ja vorhanden ist.
Man muß ihn nur ausgiebig trainieren.
Übrigens führe ich mein Training vorzugsweise in der Badewanne durch. Nicht in der leeren, sondern der gefüllten ( ha,ha ), und auch nicht deswegen, weil es dann besser wirkt, sondern weil es so viel, viel angenehmer ist.
Also : Kopf hoch und dran an´s Training.....
( apropos "Charité" : Die haben dort in 2003 gerade einmal 5 radikale Zystektomien mit Neoblase durchgeführt. Dieser Urologie würde ich doch gar nicht trauen.
Im Gegensatz zum AKH in Hagen / Westf. Dort werden jährlich zwischen 40 und 50 dieser größten und schwersten Operation auf dem Gebiet der Urologie ausgeführt. Die dort haben Erfahrung, aber doch nicht die Charité
...Mit bester Empfehlung
Eckhard