#2 von eckhard11 » 29 Mai 2004 11:48
Hallo Rita,
ich bin zwar auch "nur" einer der älteren Männer, aber wegen meiner "radikalen Zystektomie mit Neoblase" habe ich natürlich versucht, mich kundig zu machen.
Bei Frauen sieht die Sache wohl etwas anders aus als bei uns, da die Harnröhre viel kürzer
oder gar nicht mehr vorhanden ist und daher Bakterien sehr viel schneller eindringen können.
Ganz, ganz wichtig ist die Restharnentleerung, wie Du in dem folgenden Beitrag nachlesen kannst. Und das Beckenbodentraining.
Quelle: Google > Suchbegriff: Neoblase, 1.Seite: "Wendepunkt"
( War es ja wohl auch in unserem Leben.... )
In dem 1. Absatz geht es mehr um den Pouch ( Bauchnabelblase ) weiter unten dann um die Neoblase.
Ich empfehle auch andere Beiträge, z.B. "Deutsches Ärzteblatt"
Der Beitrag ist zwar schon älter ( und daher wohl überholt ) aber sehr differenziert geschrieben.
Fachbeiträge
Der Pouch (2)
In der letzten Ausgabe des „Wendepunkt“ wurden die gängigen Operationsverfahren und Indikationen des Pouch beschrieben. Im zweiten Teil werden nun mögliche Probleme aufgegriffen, die nach einer Pouch-Operation, trotz der meist sehr guten Erfahrungen, auftreten können. Des Weiteren beschreibt der Artikel die Neoblase, die im ersten Teil nur kurz angesprochen wurde.
Restharnbildung
Bleibt zuviel Schleim in der Blase zurück und wird die Blase mittels Katheter nicht vollständig geleert, so begünstigt der verbleibende Blaseninhalt Entzündungen und die Entstehung von Blasensteinen. Hier ist oft ein tieferes Einführen des Katheters, häufigeres Spülen mit Kochsalz oder die Verwendung eines größeren Katheters notwendig. Die Restharnkontrolle führt der Urologe durch. Oft hilft auch eine sitzende oder bückende Stellung oder Bauchpresse per Hand, um den Rest aus der Blase zu entfernen.
Zu starke Schleimbildung
Kommt oft so viel Schleim, dass er permanent zu Problemen führt (zum Beispiel ständiges Spülen oder Blasenüberlauf), so kann Preiselbeersaft ( Anm:: Sehr teuer !! ) oder N-Acetylzystein in verschiedenen Darreichungsformen eingenommen oder in die neue Blase instilliert werden.
( Anmerkung: Mein Pfleger schwört auf ACC - Akut, jeden morgen eine Tablette )
Undichtigkeiten
Anfänglich auftretende Undichtigkeiten geben sich häufig innerhalb der ersten sechs Monate. In der Zeit kann man sich sehr gut mit speziellen Saugkompressen helfen, speziellen Hautschutzmaterialien wie z. B. Cavilon-Spray oder in besonderen Fällen Materialien aus der Stomaversorgung. Die Undichtigkeit tritt eher bei geringem Füllungsstand der Blase auf, da hier der Druck auf die Verbindung zur Bauchdecke gering ist und so noch schlecht abdichtet. In Extremfällen muss operativ korrigiert werden.
Verengungen
Sowohl am Übergang Harnleiter-(Ureter-)Pouch als auch an der Pouch-Bauchdecke können Verengungen durch Vernarbung auftreten, die durch eine Schlitzung durch den Pouch beseitigt werden.
Geschlechtsleben
Beim Mann ist durch die Verletzung der Nerven die Gliedsteife nicht aber das Gefühle, beeinträchtigt. Hier gibt es aber gute Hilfsmöglichkeiten, über die der Urologe eingehend informiert und die ein weitgehend normales Geschlechtsleben ermöglichen.
Schädigung des Säurehaushaltes
Da der Pouch Säuren, die zur Ausscheidung bestimmt waren, wieder aufnehmen kann, ist eine ständige halbjährliche Laborkontrolle nötig. Ebenso muss nach drei Jahren Vitamin B12 kontrolliert und eventuell substituiert werden.
Verhalten bei der Chemotherapie
Da der Pouch bereits ausgeschiedene Medikamente wieder aufnehmen kann, muss die Blase entweder öfter katheterisiert werden oder vorrübergehend dauerkatheterisiert sein, um alle Abbauprodukte sofort auszuscheiden.
Ernährung
Jeder Patient testet für sich aus, was er gut verträgt. Verbote gibt es keine. Nur bei einer eventuellen Durchfallsymptomatik sollte man ballaststoffreiche und vielleicht stopfende Lebensmittel steigern. Manchmal sind Medikamente, die die Gallensäuren binden, hilfreich.
Angst
Ein großes Problem haben alle Patienten: die Angst, dass der Katheter nicht eingeht und die Blase „platzt“. Hier kann man durch gute Aufklärung, eine angepasste Hilfsmittelversorgung und durch die Schulung zur Selbstkontrolle den Betroffenen die Angst nehmen. Manche haben anfänglich Hemmungen den Katheter einzuführen. Hier helfen immer Verständnis und Geduld, manchmal auch ein Gespräch mit anderen Betroffenen. Dies ist auch meine größte Aufgabe: da zu sein, nicht nur, wenn der Patient ein Problem hat, sondern immer.
Die Neoblase (kontinenter Anschluss der neuen Blase an die Harnröhre)
Indikation
Der Blasenkrebs ohne Beteiligung der Harnröhre. Ist die Urethra (Harnröhre) mit betroffen, so muss diese mit entfernt werden und alternativ z. B. ein Pouch (Bauchnabelblase) angelegt werden.Dies wird schon im Aufklärungsgespräch thematisiert.
Das Operationsverfahren
Prostata mit Samenblasen und die Harnblase werden entfernt. Dann wird ein ca. 60 cm langer Darmabschnitt aus dem normalen Darmverlauf getrennt (unter Belassung der Gefäßversorgung). Der neue Darmabschnitt wird längs aufgeschnitten, in Schlingen nebeneinander gelegt und so vernäht, dass eine Kugel entsteht. Dadurch verliert der Darm seine natürliche Kontraktionsfähigkeit und die neu entstandene Blase fasst eine normale Urinmenge. Die Prostata wird entfernt, da sie durch die gutartige Vergrößerung zu einem Abflusshindernis der neuen Neoblase werden könnte. Die Ureteren (Harnleiter) werden antirefluxiv im oberen Abschnitt der Neoblase implantiert. Der untere Abschnitt der Neoblase wird an die Harnröhre angeschlossen. Zur Schonung der Nahtstellen werden für 14–21 Tage Katheter eingelegt. Außerdem wird die neue Blase hierüber mehrmals täglich ausgespült, da der Darm mit Schleimhaut überzogen ist und dieser Schleim den Abfluss des Urins behindern könnte. Bei Frauen ist es schwierig, die Urethra (Harnröhre) ohne Abknickung an die Neoblase anzubinden. Durch diesen Knick entstehen Miktionsstörungen und sehr häufig Restharn, der unter allen Umständen zu vermeiden ist. Er würde das Infektionsrisiko extrem ansteigen lassen. Diese Patientinnen müssen sich dann regelmäßig selbst katheterisieren. Daher gibt es bei Frauen häufiger die Bauchnabelblase.
Ohne Katheter
Nachdem die Schläuche entfernt sind, kann der Patient auf normalem Wege Wasser lassen, allerdings mittels Bauchpresse, da der natürliche Blasenmuskel fehlt. Die ersten Wochen muss der Patient die Blase nach spätestens drei Stunden (auch nachts) entleeren, da das endgültige Fassungsvolumen erst antrainiert werden muss. Auch nach dieser Trainingszeit soll man sechs Stunden nicht überschreiten. Die Blasenentleerung dauert deutlich länger als früher und geht meist im Sitzen besser.
Anfängliche Inkontinenz
Durch das Entfernen der Harnblase fehlt der innere Schließmuskel, so dass jetzt der äußere Schließmuskel allein den Urin in der Neoblase zurückhalten muss. Dazu muss dieser auftrainiert werden, was in der Regel drei Monate dauert, in Einzelfällen allerdings auch bis zu einem Jahr.
Mögliche Probleme
Strikturen (Verengungen)
Am Übergang der Neoblase zur Harnröhre können Vernarbungen auftreten. Diese müssen durch eine kleine Operation entfernt werden (Schlitzen der Verengung durch die Harnröhre). Am Übergang Harnleiter-Neoblase kann man die Enge in der Regel durch eine Schlitzung über die Harnröhre beheben.
Vorübergehend Durchfall
Durch Einnahme einfacher Medikamente und/oder stopfender Nahrungsmittel ist für die wenigen Betroffenen (10 %) schnell eine Besserung zu erreichen.
Zu starke Schleimbildung
Die Neoblase produziert weiterhin Schleim, der in seltenen Fällen den Auslass des Urins behindern kann. Der Urologe wird die Blase ausspülen. Bei manchen Patienten kann Preiselbeersaft zur Verringerung der Schleimproduktion führen.
( siehe meine Anmerkung oben )
Ausreichend trinken ist das Beste (etwa 2–3 Liter am Tag).
( Ich trinke sehr viel, ca. 6 Liter täglich ..... )
Der Urologe
Unabdingbar ist der regelmäßige Besuch beim Urologen, auch wenn überhaupt keine Probleme auftreten.
Er kümmert sich um die allgemeine Tumornachsorge,
Ultraschall der Neoblase, Nieren und Restharnbestimmung,
Blutwerte inkl. Vitamin B12 und Blutgasanalyse,
Sexualaufklärung, da es zur Verletzung von Nerven kommt und es einen anschließenden Therapiebedarf für ein funktionierendes Geschlechtsleben gibt.
Fazit
Diese OP-Form bei Harnblasenkarzinomen ist sicherlich die eleganteste, da hier gegenüber dem Mainz-Pouch 1 auf Hilfsmittel verzichtet werden kann und der Patient ein weitgehend normales Leben führen kann.
Stefan Ramrath-Schweers
Kontinenztherapeut
Reimed GmbH
Ich wünsche ein angenehmes und sonniges Pfingstfest
und leg mich wieder hin
Eckhard