#1 von berlin26 » 02 Jun 2004 07:08
zunächst einmal ein herzliches dankeschön an die betreiber dieses forums. ich habe schon zweimal eine email bekommen, mit der bitte, mich an den diskussionen zu beteiligen. nun, ich bin kein großer schreiber und auch recht selten auf dieser seite, was aber natürlich nicht an der qualität liegt, im gegenteil. allein, dass ich weiß, dass es diese seite und die dazugehörigen user gibt, macht mir gute laune. nun zum thema: ich bin tagsüber, wenn ich die wohnung verlasse und in der nacht auf windeln angewiesen und keineswegs schon so weit damit im reinen, dass ich es jedem gleich erzähle. oft habe ich situationen erlebt, in denen ich mein handicap verflucht habe. das hat sich grundlegend geändert, seitdem mich eine gute freundin verlassen hat. sie ist mit 26 jahren an blutkrebs gestorben, nachdem sie hoffnungsvoll und lebensfroh eine knochenmarkspende aus den usa erhalten hat. ich habe sie noch eine woche vor der op gesehen und obwohl ich zu tiefst erschrocken über ihr aussehen war, hat mich ihr lebensmut und ihr optimismus derart angesteckt, dass ich mich mittlerweile direkt ein wenig schäme, wenn ich mit meinem schicksal, der inkontinenz, hadere. im vergleich zu der krankheit meiner freundin nimmt sich das aus, wie ein schnupfen. Ich kann mich bewegen, atmen, und am leben teilnehmen, gewiss mit einschränkungen aber doch im großen und ganzen relativ uneingeschränkt. und ich lebe in einem land, in dem zwar über das thema inkontinenz nicht gerne gesprochen wird, aber dass doch immerhin so reich ist, mir meine windeln zu bezahlen. wenn man sich das klarmacht, kommt man nicht umhin, einzusehen, dass man irgendwie doch auf der sonnenseite des lebens steht...auch wenn man nicht ganz dicht ist.