Hallo Sean,
ich muß meinen Rat von gestern abend revidieren :
Die Lektüre des heute erschienenen "Spiegel", Nr.: 35 vom 29.08.05,
"Sinnlos unterm Messer. Das Geschäft mit überflüssiger Medizin"
hat bei mir zu einem Überdenken hinsichtlich meines - sehr grossen - Vertrauens zur Medizin geführt.
Da der "Spiegel" im allgemeinen recht gut und gründlich recherchiert, kann diesem Artikel eine hohe Wahrscheinlichkeit zugebilligt werden.
Ich bin doch etwas erschüttert, was dort so berichtet wird an völlig überflüssigen Operationen, Heilmethoden, Eingriffen und Verfahren, besonders hinsichtlich Bandscheibe resp. Wirbelsäule, Herz, Gallenblase und Kniegelenken.
Natürlich rät der Bericht nicht von dringend angeraten Operationen ab !
Ich zitiere :
In Deutschland bestimmen zunehmend operierende Orthopäden die Rückenmedizin, wie Daten der AOK offenbaren :
1998 gab es 82 Bandscheibenoperationen auf 100.000 Versicherte,; fünf Jahre später waren es schon 127 - ein Zuwachs von mehr als 50%.
Dabei bestünde durchaus Grund zur Zurückhaltung :
Kein anderer Zweig der Heilkunde hat mehr menschliche Wracks zustande gebracht als die
Wirbelsäulenchirurgie.
Seit sieben Jahrzehnten geht es an die Bandscheibe.
Anfangs waren die Schnitte 15 cm lang, und weil die Röntgentechnik noch nicht ausgefeilt war, mussten die Operateure lange in der blutigen Wunde herumkramen, bis sie die kaputte Bandscheibe gefunden hatten.
Um an sie heranzukommen, wurden meistens sogar die Wirbelbögen samt Dornfortsatz abgesägt.
Die Technik wurde seither verfeinert, aber das Prinzip blieb gleich :
Nach einem Schnitt in den Rücken wird die Muskulatur beiseite manövriert, bis das Rückgrat zu sehen ist.
Bei der microchirurgischen Variante ist der Schnitt ca. 3 cm lang.
Die Ärzte gucken durch ein Mikroskop ( 8-bis 10fache Vergrösserung ), während sie herausgeflutschtes Bandscheibenmaterial entfernen.
So soll der Druck von den abgehenden Nervenbahnen der Wirbelsäule genommen werden.
Kein Zweifel : In etlichen Fällen müssen Rückenoperationen sofort durchgeführt werden - beispielsweise, wenn man Blase und Schliessmuskel nicht mehr kontrollieren kann.
In aller Regel hat sich da ein "Massenvorfall" der Bandscheibe ereignet, der die Nerven der Beckenregion bedrohlich zusammenpresst.
Andererseits wird dringlich davor gewarnt, "Patienten durch überflüssige Operationen Narben zuzufügen".
Denn ein Einschnitt ins sensible Säulensystem wiege immer schwer. Das am Rückgrat festgewachsene Muskelgewebe muss gelöst werden; die oftmals verkümmerte Rückenmuskulatur werde dadurch zusätzlich geschwächt.
Zudem wachsen im verletzten Gewebe Narben, und die könnten ihrerseit die Nervenfasern schmerzhaft bedrängen.
Durch das Entfernen von Gewebe der Bandscheibe würde überdies ihre Funktion gestört.
Sie verlöre Druck, würde platter und könnte die benachbarten Wirbel nicht mehr stabilisieren.
Ein Teufelskreis : Die Operation selbst begünstige weitere Degeneration......
Du solltest Dir also wirklich sicher sein, wenn Du Dich operieren lassen willst.
Ich empfehle unbedingt die Lektüre des o.a. "Spiegels" !!
Jetzt leg ich mich aber erst einmal wieder hin
Eckhard