Hallo Alle
Habe einen guten Bericht wo beschrieben wird das genug trinken auch bei Inkontinenz lebenswichtig ist.
Trinken ist lebenswichtig - auch bei Harninkontinenz
Wenig trinken hilft nicht gegen Harninkontinenz. Im Gegenteil, es kann die Probleme sogar noch verstärken
Der Gedanke scheint naheliegend: Wer wenig trinkt, bildet weniger Urin und hat folglich weniger Probleme mit der Blasenschwäche. Doch was auf den ersten Blick nach einer praktikablen Lösung für ein drängendes Problem aussieht, ist eine Milchmädchenrechnung. Wer wenig trinkt, kann nicht nur die Symptome der lnkontinenz verstärken, sondern nimmt auch Folgeschäden durch Flüssigkeitsmangel in Kauf. Bei geringer Flüssigkeitsaufnahme bildet der Körper nämlich einen besonders stark konzentrierten Urin, der die Blasenwände reizen und somit die Drangsymptome noch steigern kann. Zudem wächst — besonders bei Frauen — die Gefahr, Harnwegsinfekte zu entwickeln. Wenn Blase, Niere und Harnleiter nicht regelmäßig „durchspült“ werden, können sich krankmachende Bakterien leichter vermehren.
Auch das Risiko für Harnsteine nimmt durch den stark konzentrierten Urin zu. Im Nierenbecken und in der Blase bilden sich — vor allem bei Männern — Kristalle, die mitunter stärkste Schmerzen in Form von Nierenkoliken verursachen können. Durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr können in insbesondere Patienten, die bereits Probleme mit Harnsteinen hatten, einer erneuten Bildung der Kristalle wirksam vor beugen.
Doch nicht nur aus urologischen Gründen ist es ratsam, den Körper regelmäßig mit Flüssigkeit zu versorgen. Wenn die Wasservorräte nicht in ausreichendem Maße aufgefüllt werden, leidet der gesamte Organismus: Haut und Schleimhäute fühlen sich trocken an, die Herzfrequenz steigt, der Blutdruck sinkt und die Muskeln neigen zu Krämpfen. Je stärker der Flüssigkeitsmangel, desto mehr nehmen auch die geistigen Leistungen ab. Konzentrationsschwäche, Gedächtnisverlust, Schwindel oder sogar Verwirrtheit können Folge von Flüssigkeitsmangel sein.
Bereits ein Flüssigkeitsverlust von ein bis zwei Prozent des Körpergewichts, so das Ergebnis
einer Studie die der Physiologen Lawrence Armstrong und Yoram Epstein, vermindert die körperliche Ausdauer und die Denkfähigkeit.
Weil der Körper täglich etwa einen Liter Wasser verliert - nicht nur über das Wasserlassen, sondern auch über den Stuhl, die Schweißdrüsen und durch die Atmung - ist die tägliche Wasseraufnahme ein Muss. Während der Mensch ohne Nahung mehrerer Wochen überleben kann, riskiert er ohne Flüssigkeit bereits nach wenigen Tagen den Tod. Wasser ist für unseren Organismus schlichtweg ein Lebenselixier. Nicht zufällig ist es mit rund 60 Prozent der Hauptbestandteil des menschlichen Körpers, denn hier erfüllt es wichtige Aufgaben:
• Biochemische Reaktionen in und außerhalb der Zellen können nur im wässrigen Milieu stattfinden.
• Wasser ist als Hauptbestandteil von Blut, das wichtigste schlechthin. Über die „Fließwege“ des Körpers gelangen nicht nur Nährstoffe, Spurenelemente, Mineralstoffe und Sauerstoff zu den Zellen. Auf die Zellen des Immunsystems und wichtige Botenstoffe nutzen die verzweigten Kanäle des Blutsystems (und des Lymphsystems) um an ihren Einsatzort zu gelangen. Nicht mehr benötigte Abbauprodukte werden abtransportiert und gelangen über den Urin nach „draußen“.
• Wasser dient dem Körper als Kühlmittel: Egal wie warm oder kalt es draußen ist, unsere Körpertemperatur beträgt fast konstant 37 Grad Celsius. Indem Schweiß auf der Haut verdunstet, kühlt der Körper den Organismus nach Bedarf auf die ideale Betriebstemperatur herab.
Wie viel Flüssigkeit der Mensch pro Tag im Einzelnen braucht, ist in des nicht auf den Deziliter genau zu bestimmen. Zu viele Faktoren nehmen Einfluss auf den individuellen Bedarf: das Gewicht, die körperlichen Aktivitäten, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit der Umgebung. Wer an einem heißen Tag Tennis spielt oder den Garten umgräbt, muss selbstverständlich mehr trinken als jemand, der ganzen Tag im wohltemperierten Büro vor dem Computer sitzt. Als Faustregel gilt: ein ausgewachsener Mensch braucht bei mittelmäßiger körperlicher Aktivität pro Kilogramm Körpergewicht 30 bis 35 Milliliter Flüssigkeit täglich. Bei 65 Kilo sind das rund zwei Liter, bei 80 Kilogramm gut zweieinhalb. Freilich nimmt der Körper Flüssigkeit nicht nur in Form von Getränken auf, sondern auch mit der Nahrung. Als tägliche Trinkmenge empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung mindestens anderthalb Liter.
Das bedeutet normalerweise nicht, dass es notwendig ist, jeden Schluck mit dem Messbecher genau abzumessen. In der Regel meldet sich der Körper ganz von alleine, wenn er Flüssigkeit braucht. Schließlich ist das Alarmsystem „Durst“ Teil eines körpereigenen Regulationssystems, das die individuellen Bedürfnisse besser kennt als jede wissenschaftliche Tabelle. Wichtig ist es allerdings, den Durst auch zu beachten. Menschen, die konzentriert am Computer arbeiten, über lange Strecken Auto fahren oder beschäftigt ihren Alltagsverpflichtungen nachgehen, „vergessen“ schon mal das trockene Gefühl im Mund. Erst recht wenn sie Angst vor der Inkontinenz haben. Gerade bei älteren Menschen scheint das Durstgefühl manchmal nicht ausreichend ausgeprägt zu sein, um den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Untersuchungen zeigen, dass etwa die Hälfte aller Patienten, die in geriatrische Kliniken aufgenommen werden, Anzeichen von Austrocknungserscheinungen hat.
Um zu sehen „wie viel trinke ich eigentlich?“ kann es deshalb - gerade für Inkontinenzpatienten - sinnvoll sein, Bricht zu führen. Für eine genaue Diagnostik bitten viele Urologen ihre Patienten, ein so genanntes Trink— und Miktionstagebuch zu führen. Hierbei werden über mehrere Tage hinweg Menge und Zeitpunkt der Flüssigkeitsaufnahme und —abgabe festgehalten. Eine gute Gelegenheit, einmal aufmerksam die eigenen Trinkgewohnheiten zu betrachten und eventuell zu ändern.
Zu wenig trinken ist ungesund – soviel steht fest. Darüber, ob sehr viel trinken im Umkehrschluss besonders gesund ist, scheiden sich die Geister. Einige wissenschaftliche Daten sprechen dafür: So zeigte sich in der groß angelegten „Health-Professionals-Follow-Up-Studie“ der Harvard School of Public Health mit fast 50 000 Teilnehmern: Menschen, die mehr als 2,5 Liter pro Tag trinken, hatten gegenüber jenen, die nur 1,3 Liter zu sich nahmen, ein halb so großes Risiko an Blasenkrebs zu erkranken. Ein mögliches Erklärungsmodell:
Durch die viele Flüssigkeit würden potenziell krebserregende Stoffe nicht nur verdünnt, sondern auch schneller wieder aus dem Körper gelangen.
Kritiker der „Gesund durch viel Trinken“-Anhänger, wie der US-Physiologe Heinz Valtin von der Dartmouth Medical School in New Hampshire, hegen indes Zweifel an einem solchen Zusammenhang. Eine ursächliche Verbindung zwischen Trinken und dem Krebsrisiko sei nicht bewiesen, schrieb er kürzlich im „American Journal of Physiology‘.
Auch mit dem Rat, bei Erkältungskrankheiten viel zu trinken, sind Mediziner inzwischen zurück haltend geworden. Denn diese Empfehlung stützt sich nicht auf harte Fakten, sondern auf eine theoretische Überlegung: Bei Husten und Atemwegsinfektion soll das Wasser die Flüssigkeitsverluste durch Fieber ausgleichen und die Schleim häute feucht halten. Unter Umständen sei eine solche Empfehlung sogar gefährlich, resümierten australische Autoren kürzlich: Sie könne zu einem Natriummangel und in Folge zu Reizbarkeit, Verwirrung, Lethargie, Krämpfen und sogar zum Koma führen. Auch ältere Patienten mit einer Herzschwäche sollten mit ihrem Arzt darüber sprechen, wie viel Flüssigkeit für sie gut ist. Wenn die „Pumpe“ nicht richtig funktioniert, drohen Wassereinlagerungen und im Extremfall ein lebensbedrohliches Lungenödem.
Wer nicht in diese Patientenkategorien fällt, für den sind allerdings keine schädlichen Einflüsse durch zu viel Trinken bekannt. Gerade bei Harninkontinenz sollte deshalb der Grundsatz gelten: besser zu viel als zu wenig. Eine positive Nachricht für Kaffeetrinker: Über Jahre hinweg galt Kaffee als „Flüssigkeitsräuber“. Das Koffein entziehe dem Körper mehr Wasser, als dass er ihm zufüge. Heute ist klar: Kaffee kann — genauso wie schwarzer Tee — in der Flüssigkeitsbilanz als ganz normales Getränk verbucht werden. Etwas harntreibend wirkt das Heißgetränk dennoch und zählt somit nicht unbedingt zu den Idealgetränken für Inkontinenzpatienten. Ebenso wenig wie alkoholische Getränke, die bekanntlich das Wasser schnell in die Blase treiben: Ein alkoholfreies Bier oder ein Saftcocktail ist in je dem Fall die gesündere Alternative.
• Damit Ihr Körper genug Flüssigkeit bekommt...
• Achten Sie auf Ihr Durstgefühl: Es ist ein lebenswichtiges Signal lhres Körpers.
• Trinken Sie über den Tag verteilt. Es nützt wenig, versäumte Flüssigkeitszufuhr am Abend ausgleichen zu wollen.
• Planen Sie das Trinken fest in Ihrem Tagesablauf ein: Stellen Sie sich immer ein Getränk in Sichtweite. Trinken Sie zu den Mahlzeiten.
• Unterwegs empfiehlt es sich, immer eine Flasche Wasser dabei zu haben.
• Trinken Sie am besten Mineralwasser, ungesüßten Tee oder mit Wasser verdünnten Saft. Meiden Sie harntreibende Getränke wie Bier und große Mengen Kaffee oder schwarzen Tee.
• Auch Nahrung enthält Flüssigkeit. Melonen, Gurken oder Kohl bestehen zu mehr als 90 Prozent aus Wasser.
• Denken Sie daran, dass Sie in bestimmten Situationen besonders viel Flüssigkeit brauchen: etwa wenn Sie bei sommerlicher Hitze oder körperlicher Anstrengung ins Schwitzen geraten.
• Auch bei Durchfall oder Fieber braucht der Körper zusätzlich Flüssigkeit.
• Sollten Sie ein Problem mit den Nieren oder dem Herzen haben: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, wie viel Flüssigkeit Sie am besten zu sich nehmen sollten.
• Führen Sie über mehrere Tage ein „Miktionstagebuch“ und notieren Sie dabei, wie viel Flüssigkeit Sie am lag in welcher Form zu sich nehmen. Besprechen Sie Ihre Aufzeichnungen mit Ihrem Urologen. Er kann Ihnen auch einen Vordruck für Ihre Aufzeichnungen mit nach Hause geben.
• Werden Sie aufmerksam, wenn Ihr Urin dunkelgelb gefärbt ist. Der stark konzentrierte Urin ist ein Zeichen da für, dass Sie wenig getrunken haben.
Bericht aus kontinenz aktuell 3/2005
Gruß Jens