#13 von mike » 29 Jul 2003 12:52
wie bereits geschildert, sind die Ansprüche individuell zu sehen. Ein Anwender mit Streßinkontinenz wird warscheinlich lächeln, weil aufgrund seiner geringeren Urinabgangsmengen jede Windelhose mittlerer Saugqualität eine Menge Sicherheit bietet.
Der Reflex und Dranginkontinente kommt aber sehr schnell an die Kapazitäten.
Die Befürchtjng einer Zweiklassenmedizin kann ich nicht nachvollziehen. Ertlaube mir hier eine Metapher......
"Mercedes und Porsche machen nicht pleite, weil es VW gibt" Derzeit gewinne ich aber den Eindruck, das alle Trabbi fahren müssen.
Schön wäre es, wenn es zum einen den VW der Windeln für alle gäbe. Und für diejenigen, die es sich leisten können oder wollen auch den Mercedes unter den Windeln.
Das ganze nennt man dann Verordnungsfähig und Zuzahlungspflichtig. Und von der Verfügbarkeit hätten alle etwas.
Momentan gibt es aber lediglich den Trabbi in Rot in Gelb und in Mausgrau......LOL
Wenn ich das Geld für ne Produktionsmaschiene und für Material hätte, würde ich ne Auflage produzieren. Und eines ist sicher....sollte dabei ein Produkt entstehen, welches meinen Ansprüchen genügt, würden es warscheinlich auch ohne Hilfsmittelnummer, eine Menge Leute kaufen....hätte ich die 100000 EUR, ich glaube es wäre eine Marktlücke. Bin ich fest von überzeugt.
Auch bin ich nach wie vor der Meinung, das uns der o.b. VW unter den Windeln einfach zusteht. Wenn ich bedenke, wie viel für Werbung augegeben wird von Seitens der Hersteller. Wenn ich bedenke, wie viele Milliarden für "Trabbi" Produkte aus öffentlichen Kassen ohne Kontrolle ausgegeben wird. Ich will auch nicht wissen, wie viele Verpflechtungen zwischen multinationalen Konzernen und Entscheidungsträgern bei den staatlichen Behörden bestehen. Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn Staatssekretäre und Minister in der Gesundheitsministerien in irgendwelchen Aufsichtsratpositionen der Hygieneindustrie säßen.
Ich will auch nicht wissen, wie viele Chefeinkäufer der Krankenhäuser und Pflegeheime von Firmen bestochen werden.
Ich vertrete nach wie vor die These, das es genug Geld im Gesundheitssystem gibt. Bloß die Verteilung wird nicht ordentlich geprüft. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Frau Kühnast im Rahmen Ihrer Verbraucherschutzaufgaben auch Hilfsmittel auf deren Funktionalität hin zu überprüfen, weil es hier um öffentliche Gelder geht.
Auch möchte ich noch die Folgekosten eines schlechten Hilfsmittels erwähnen. Da gibt es Hautreizungen bis hin zu wirklich schweren Hauterkrankungen. Dekubitus und Pilzbefall, Einschränkungen im gesellschaftlichen oder beruflichen Bereichen, psychologische Schäden aufgrund von Undichtigkeiten der Produkte und anderer Beeinträchtigungen. Wie viel kostet denn eine Psychotherapie im Schnitt, oder die mehrwöchige Dekubitusbehandlung, oder der Besuch beim Hautartzt. Um nicht zu vergessen.....Wie ist denn der arbeitstechnische Mehraufwand innerhalb der Pflege zu betiteln, der aufgrund von fehlerhaften Hilfsmitteln entsteht. Wie viele hundertausend Betten müssen denn im Jahr vom Pflegepersonal bezogen werden? Ist es nicht die Zeit, die eigentlich dem Pflegeabhängigen zugute kommen sollte? Vielleicht spielt hier auch ein moralischer Aspekt eine Rolle.
Im normalen Alltag gibt es eine Produkthaftung, wenn Schäden die auf ein Produkt zurückzuführen sind, nachweisbar sind. Fängt an bei Reinigungskosten der Kleidung bis hin zu den o.a Behandlungskosten.
Im Zweifelsfall könnte man sich nen Anwalt nehmen und Klage führen. Die derzeitige Situation verspricht nicht viel Besserung. Noch schlimmer, die jeweiligen Schädigungen werden nochmal der Allgemeinheit aufs Auge gedrückt. Auch wird keiner der Hersteller überhaupt zur Rechenschaft gezogen. Schon mal eine Hilfsmittelnummer entzogen worden? Ich kenne keinen Fall. Schon mal ein Arzt angewiesen worden, Schäden die auf mangelhafte Inkontinenzprodukte zurückzuführen sind protokollarisch festzuhalten? Ich kenne keinen, der das macht. Würde aber schon ganz interessant sein, wenn man mal einem Hersteller ne Rechnung schicken würde..... Wenn die tausend Rechnungen bekämen, fänden die das auch nicht mehr so easy.......
Ich glaube, die Industrie regaiert nur auf Druck.....alles andere hat sich nicht bewährt. Wieviel Geduld soll man denn einem Kozern wie Mölnlycke noch entgegen bringen? Zwei Jahre warte ich auf eine Verbesserung. Die stellen Leute ein, die mit Konsumenten reden und sprechen sollen, kostet ja auch bloß bei drei Leuten 150000 EUR im Jahr. Die texten dann schön im Rahmen Ihrer gelernten Rhethorik und nachdem alle eingeseift worden sind, machen die heiter ihren alten Trott weiter....
Ich denke, es ist Zeit das ich meine Ansprüche im Hinblick auf die og. VW Windel stelle, und hoffe, dass mein Alltag sich dadurch irgendwann einmal verbessert.
Die einzigsten Befürchtungen die ich habe sind, dass wieder einmal zu wenig Leute mobilisiert werden und dementsprechend eine Lobby der Betroffenen nicht entgegengebracht werden kann..... denn nur durch eine starke Lobby kann auch ein Resultat erzielt werden. In Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern, Behörden, Kassen, Gesetzgebern...... Es geht um Geld.....wenn die Rahmenbedingungen verschärft würden, entstünde auch eine positive Anpassung der Industrie. Wettbewerb brauchts und keine Freifahrtscheine zum Geldverdienen.....
Mike