#2 von Matti » 07 Feb 2006 11:32
Hallo Danny,
im Rahmen meiner Tätigkeit als Gruppenleiter einer Selbsthilfegruppe habe ich deine Fragestellung schon einmal einer Dame mitgeteilt, die mich am Telefon um Hilfe bat. Um nicht alles wieder neu Tippen zu müssen setze ich eine Kopie des darauf folgenden Briefes einmal hier ins Forum.
Suprapubische Harnableitung
Durch die Harnableitung über einen suprapubischen Katheter wird eine Schädigung der Harnröhre verhindert. Außerdem ermöglicht diese Urinableitung dass Sie weiterhin auf der Toilette Urin durch die Harnröhre lassen können.
Beim Legen der Ableitung werden allerdings Fettgewebe und alle Blasenwandschichten durchstoßen, damit wird eine tiefgehende Wunde geschaffen die bei nicht sorgfältiger und korrekter Wundversorgung eine Infektion des Stichkanals auslösen kann.
Möglichkeiten und vor allem Notwendigkeit der Verbandtechniken
Wie schon Telefonisch besprochen sind eine hohe Sterilität und ein Schutz der Punktionsstelle absolut notwendig um Infektionen zu vermeiden.
Ganz wichtig ist die Desinfektion der Einstichstelle, den Verbandswechsel möglichst unter sterilen Bedingungen, die Verwendung steriler Kompressen und Abdeckung der sterilen Kompressen mit Pflastermaterial.
Der Verband sollte täglich erneuert werden. Über das Aufbringen von desinfizierenden Salben fragen sie Ihren Arzt.
Desinfizieren sie den Katheterstöpsel nach jeden herausnehmen, benutzen sie ihn nicht länger als 3 Tage. Ein schon mal genutzter Urinbeutel sollte am Schlauchansatzstück ebenfalls desinfiziert werden.
Ich empfehle Ihnen aber einen Urinbeutel nicht zweimal zu Nutzen. Durch das unterbrechen des geschlossenen Systems steigt die Gefahr einer Infektion ums vielfache.
Bei einer Vorhandenen Infektion sollten sie so viel wie irgend mögliches Trinken. Wenn sie 5 Liter schaffen kann es kein Nachteil sein, je mehr desto besser die Spülung der Blase!
Der Harnauffangbeutel darf niemals über Blasenniveau angehoben werden. Es könnte zu einem Rückluss des Urins aus dem Schlauch in die Blase kommen oder die Blase kann sich nicht entleeren weil der Druck nicht ausreicht um „Steigungen“ zu überwinden.
Zum Desinfizieren eignet sich z.B. Kodanspray
Duschen sollte möglich sein, allerdings sollte man die Punktionsstelle beim Duschen abkleben.
Baden würde ich zunächst erst einmal nicht und wenn dann nur ohne Zusätze im Badewasser.
Jeder Blasenkatheter - ob suprapubisch oder transurethral - führt nach wenigen Tagen zu einer Keimbesiedlung der Harnblase. Dies ist normal, nicht vermeidbar und nicht therapiebedürftig. Eine antibiotische Behandlung wegen eines Bakteriennachweises im Urin ohne Infektionssymptome stellt einen Fehler dar: Schon bald nach Absetzen des Antibiotikums kehren die Keime wieder oder werden durch neue, resistentere Keime ersetzt. Jeder Blasenkatheter bahnt Bakterien den Weg von außen nach innen. Wichtig ist daher die reichliche Flüssigkeitszufuhr, die zu einem natürlichen Spüleffekt beiträgt.
Zusammenfassung
Pflege von den Blasenkathetern
Geschlossenes, steriles System verwenden, Katheter möglichst nicht abstöpseln oder abklemmen, Urinbeutel nicht hochhängen
Keine Routinespülungen
Pat. und Angehörige anleiten: 2 x tägl. gründliche Intimpflege, Sekretabsonderungen, Verkrustungen mit Schleimhautdesinfektionsmittel (z.B. Braunol®) entfernen.
Suprapubische Blasenkatheter
Täglicher Verbandwechsel mit sterilen Kompressen und Hautdesinfektion.
Katheterwechsel mindestens alle 2 Mon. (ggf. zum Urologen)
Gruß
Matti