Hallo Herrmann,
als man mir die Diagnose “Blasenkrebs” stellte, wurden mir Unterlagen ausgehändigt und in Gesprächen mit dem Arzt erläutert, welche Alternativen bei einer
Radikalen Zystektomie ( Entfernung von Blase, Prostata, Samenbläschen und Lymphe sowie der inneren Schließmuskeln ) beständen.
Als “eleganteste” und angenehmste Alternative wurde mir eine Illeum-Neoblase (
orthotope Neoblase ) vorgeschlagen, dies bedeutete, daß aus einem doppelten Darmstück eine neue Blase gefertigt würde, welche es mir ermöglichen würde, weiterhin normal auf die Toilette zu gehen.
Diese Operation wäre allerdings auch die größte Operation, welche in der Urologie durchgeführt würde, mit allen Risiken einer richtig großen OP. Meine Narbe ist gut 25 cm lang.....
( Die daraus resultierende Inkontinenz wurde mir aber schamhaft verschwiegen )
Danach wurde mir als zweite Alternative der Bauchdeckenkatheter (
Nephrostomie oder Transureteropyelostomie) empfohlen, da dieser recht angenehm und unsichtbar und die Selbstkatheterisierung unkompliziert sei.
Allerding ist eine Selbstkatheterisierung, auch durch einen Bauchdeckenkatheter, in einer öffentlichen Toilette ja nicht gerade angenehm.....
Als Drittes wurde mir eine Nierenfistel (
Illeum oder Colon - Conduit ) vorgeschlagen, bei welcher der Urin von der Niere aus durch einen Schlauch, der durch den Leib geführt wird, seitlich heraustritt und in einem Auffangbeutel oder einem Beinbeutel endet.
Vom Tragen her recht unkompliziert, diese Fisteln habe ich wochenlang auf beiden Seiten gehabt. Ich hatte auf jeder Seite eine Fistel, da dies für meine Staunieren ( Folge des Krebsgeschwüres, welches schon einen Harnleiter fast komplett zugemacht hatte, daher hatte ich eine starke rechte Stauniere ) besser war, aber im "normalen" Leben werden die Harnleiter im Körper "übergeleitet", sodaß es nur eine Fistel mit einem Schlauch ist.
Mit dem Beinbeutel kommt man tagsüber gut zurecht. Für des Nachts habe ich einfach einen größeren Beutel angeschlossen und ans Bett gehängt.
Aber hier ist, wie auch beim Bauchdeckenkatheter, absolute Sauberkeit eine unbedingte Voraussetzung, um sich vor Bakterienbefall zu schützen.
Zu guter Letzt wurde mir eine innere Harnableitung (
Ureterosigmoidostomie ) vorgeschlagen, das heisst, durch Einpflanzen der Harnleiter direkt in den Dickdarm würde der Urin gemeinsam mit dem Stuhl entleert.
Dies habe ich sofort abgelehnt, da ich nicht aus dem Hintern pinkeln wollte.
Selbstverständlich kann man sich mit allen vier Methoden frei bewegen, Herrmann, da brauchst Du keine Befürchtungen zu haben.....
Ich habe mich dann für eine Neoblase entschieden.
Mit der nächtlichen Inko kann ich leben......
Hermann, hast Du schon einmal mit Beckenbodentraining versucht, den Schließmuskel zu stärken ?
Mir hat es sehr geholfen, ich bin durch dieses Training - tagsüber - fast kontinent und trage eine kleine Vorlage nur zur persönlichen Sicherheit.
Ich leg mich ob dieser anstrengenden Erläuterungen wieder hin
Eckhard