Diese Diskussion kenne ich ja in ähnlicher Weise schon von anderen Seiten und ich möchte hier mal ein paar Gedanken aus der Sicht eines "Nichtbehinderten" dazu tun.
@Matti
Um die "Wahre innere Schönheit" zu entdecken, muss man den Menschen aber erst mal kennenlernen, denn sie steht ihm nicht auf der Stirn geschrieben. Und nur Offenheit und Ehrlichkeit auf beiden Seiten können die Basis für Vertrauen schaffen, das man braucht um eine Beziehung aufzubauen und Sexualität leben zu können.
@ Frosch
Ja, Frosch, das mit dem Teufelskreis hast du gut beschrieben.
Man kann andere Menschen nicht ändern, man muss bei sich selber anfangen, dann ändern sich auch die Reaktionen der Mitmenschen. Du erkennst es doch sicher in deiner Familie. Je besser du mit dir selbst klarkommst, je besser kommen die anderen mit dir zurecht.
@klaro
Behinderung kann auch so dargestellt werden. Kennst du die Bilder vom Rasso Bruckert?
http://www.bildagentur-querschnitt.de/
Sollte man den Rolli , Prothesen, Orthesen oder auch die Windel usw. nicht als das sehen, was sie sind? ...einfach Hilfsmittel, die einem das alltägliche Leben erleichtern!
Für viele ist es eben immer noch außergewöhnlich, eben weil sie s nicht kennen und auch zu selten zu Gesicht bekommen, aber nicht jeder Blick ist auch gleich bös gemeint.
@papa0861
Ihr habt einen Weg für euch gefunden eure Partnerschaft zu leben. Und wenn du deine Selbstscham, wie du es nennst, ablegen könntest, wäre vielleicht auch wieder der Geschlechtsverkehr möglich, auch wenn vorher vielleicht einige Vorbereitungen oder Vorsichtsmaßnahmen zu treffen wären.
@ Matti
ich geb dir recht, unsere Gesellschaft ist auf Äußerlichkeiten und Konsum fixiert. Deshalb meine These: Je öfter man Menschen mit Behinderungen zu sehen bekommt, je öfter man Kontakt zu ihnen hat, je normaler wird der Umgang miteinander und je einfacher wird es auch, sich als denjenigen darzustellen, der man wirklich ist, meine: mit all seinen Facetten und nicht nur als Rollifahrer oder Inkontinenter angesehen zu werden.
@ Blinki
Kann ich mir gut vorstellen. Kinder sind feinfühlige Wesen, sie bekommen viel mehr mit als man denkt, auch wenn sie es nicht klar ausdrücken oder richtig verstehen können und dann zu solchen Reaktionen neigen, wenn sie etwas belastet.
Inkontinenz ist immer noch ein Tabu-Thema und ich hab es schon desöfteren in Gesprächsrunden mitbekommen, dass Leute es nicht wirklich verstehen. Aber wenn mans erklärt, z.B. Ursachen darstellt und mal anführt wieviele damit leben, und wie schnell man selbst davon auch betroffen sein kann , werden sie plötzlich hellhörig und ernst und dann kommt der berühmte Spruch: "Das hab ich gar nicht gewusst!"
Aufklärung tut halt immer noch Not und je besser die Leute bescheid wissen, um so größer ist die Akzeptanz.
@ Archilleus
Es gibt auch viele Fußgänger, die deine Probleme nicht haben, die auch noch "Jungfrau" sind, womit ich deine Probleme nicht wegreden will. Es ist gut, dass du erkennst, wer deine richtigen Freunde sind.
Konzentriere dich auf sie, unternimm was mit ihnen, vergrab dich nicht zu Hause und tu die Dinge, die dich interessieren und dir gut tun. Ich finde, das ist die beste Möglichkeit Leute kennenzulernen und vielleicht ist da dann auch irgendwo diejenige dabei, die dir ihr Herz schenkt. Ich wünsch dir viel Glück.
@Gulliam
Tja, als sogenannter "Normalo" oder "Fußgänger" macht man vieles falsch. Aber niemand sagt einem, wie mans richtig machen soll. Und jeder möchte was anderes.
Ist halt auch für ihn nicht einfach sich in jedes der zig unterschiedlichen Handicaps hineinzufühlen und aus dem dem Bauch heraus alles richtig zu machen. Da nehmen viele, schon allein aus Angst, etwas falsch zu machen, von vorneherein "Reißaus", sprich gehen auf Abstand.
Mal ganz pauschal gesagt: Schaut man hin, heißt es, man gafft,
schaut man weg, heißt es, man wird ignoriert.
Einer möchte/braucht Hilfe und bekommt sie nicht,
einem anderen wird sie angeboten, der dann aber barsch ablehnt.
Behandelt man sie wie rohe Eier, heißt es, ich will kein Mitleid.
Kommt man ihnen rauh, dass heißt es, man wird nicht respektiert oder man wird diskriminiert.
Jeder Mensch ist eben ein eigenes "Land", dass man erst mal kennenlernen muss, um es zu verstehen und zu mögen, zu lieben, das gilt sowohl für Menschen mit als auch ohne Handicap.
Liegt wohl auch an falschverstandener Rücksichtnahme , an Missverständnissen, Schamgefühlen, die durch Unwissen und mangelndem Austausch zustande kommen. Eigentlich schade!!!