Hallo Elisabeth,
wenn das Kind davon ausgehen muss, dass sich die Eltern selbst hilflos fühlen und daher dieses Gefühl weitergeben müssen, wird es sich trotzdem schuldig fühlen, denn am Anfang der Kausalitätskette steht das Einnässen. So oder so!
Überhaupt projezieren Kinder die Schuld generell auf sich selbst. Wenn dann noch Abschiebung zu Pflegeeltern und körperliche sowie weitere psychische Gewalt kommt, ist der Teufelskreis perfekt. Das Einnässen ist nicht mehr nur eine Reaktion, sondern kann sich zu einem Kompensationsmechanismus entwickeln. Das heißt, das Einnässen vermittelt plötzlich die Chance zur Aufmerksamkeitsgewinnung, Ausgleich mangelnder Geborgenheit und fehlender Anerkennung. Diese Kinder brauchen wegen Ihrer schlimmen Erfahrungen das Gefühl stetiger Kontrolle der Lebensumstände zur sofortigen Visualisierung von Gefahrenmomenten. Als Ausgleich zu dieser gigantischen Aufmerksamkeitsnotwendigkeit, zeigt sich das Einnässen als unbewußtes Fallenlassen und Kontrollaufgabe, die sich sogar in das Wachsein verschieben kann. Jetzt wird es noch schlimmer, denn nun ist der Bock der Gärtner geworden und wieder wird das nun vielleicht auch ältere Kind, sich wieder nicht mit Selbstbewußtsein ausstatten können. Das sind die besten Zutaten für beispielsweise Angst- und Zwangs-Erkrankungen, in denen der Verlauf durchaus symptomatisch ebenfalls erneut die Inkontinenz verstärkt. Einfach gesprochen ist es eine Zwickmühle, die zu durchbrechen leider vielen Leuten auch mit umfangreicher therapeutischer Hilfe nicht gelingt.
Und glaube mir - diese Menschen leiden... So oder so!
Auch lieber Gruß, René