WISO
Auto und Verkehr
Deutsche Zugtoiletten sind verkeimt
Mehr als die Hälfte der WISO-Proben voller Bakterien
Mehr als 30.000 Züge der Deutschen Bahn sind Tag für Tag unterwegs und transportieren fast fünf Millionen Menschen im Nah- und Fernverkehr. Fünf Millionen Menschen, die Bedürfnisse haben. WISO wollte wissen, wie sauber die "rollenden Örtchen" sind. Das Ergebnis: Es mangelt an Reinigung und Hygiene. Und: Hände waschen nützt nicht immer etwas.
Ob man will oder nicht: Manchmal muss man eben - auch in der Bahn. Ein Akt der Erleichterung, den sich die Kundschaft offensichtlich lieber verkneifen würde. Bei einer WISO-Umfrage im Bremer Hauptbahnhof war der Tenor eindeutig:
"Besonders im Nahverkehr sind die Zugtoiletten eklig.", "Da kann man doch nicht draufgehen." oder
"Nur, wenn's unbedingt sein muss", so die Bahnfahrer.
Sichtbare Spuren
Sind die Toiletten in der Bahn wirklich so unhygienisch? Oder sind sie doch besser als ihr Ruf ? WISO unternahm gemeinsam mit dem Hygieneexperten Hans-Jürgen Iben eine Reise quer durch Deutschland. In 17 Zügen der Deutsche Bahn (DB) sollte er stichprobenartig herausfinden, welche Spuren große und kleine Geschäfte im Zug hinterlassen. Positive Überraschung bei der
optischen Kontrolle: Viele Toiletten sahen sauber aus.
Täglich Fahren Millionen Menschen mit der Deutschen Bahn.
Es gab aber auch schlechte Beispiele: Im ICE von Dortmund nach Köln etwa fand man am Boden Dreckspuren und in der Kloschüssel Kotreste. Im Nahverkehrszug von Bingen nach Mainz war eine Zugtoilette vollkommen mit Urin und Papier verdreckt. Die Bilanz nach der Untersuchung von 17 Zugtoiletten: Sieben Mal hat Hans-Jürgen Iben Kotreste gefunden, elf Mal Urin oder Urinstein, vier Mal gab der Seifenspender keine Seife und in einem Fall war der Wasserhahn defekt.
Reichlich Keime
Der optische Eindruck ist das eine, handfeste Laborergebnisse sind das andere. Hans-Jürgen Iben nahm in jeder der 17 Toiletten 51 "Abklatschproben", mit denen lästige und gefährliche Bakterien nachgewiesen werden können. Die 51 Proben stammten von den Oberseiten der Toilettensitze, von Druckknöpfen für die Klospülung, von Türöffnern und Türklinken.
Die Proben wurden im Bremerhavener Labor Iben bei 35 Grad Celsius "bebrütet" und anschließend auf Keime untersucht. In jeder der 51 Proben hat das Labor Bakterien nachgewiesen. Bei 30 Proben war die Gesamtkeimzahl stark erhöht, (
Anm.: Bis zu 30-fach ), in der Abklatschprobe wurden mehr als 20 keimbildende Einheiten (KBE) pro neun Quadratzentimeter nachgewiesen. In drei Proben fanden die Tester Darmbakterien, in 13 stellten sie Staphylokokken (Wund- und Eiterbakterien) fest.
"Mangel an Reinigung und Hygiene"
Die Bewertung des Experten: "Alle diese Keime gehören - vor allem in dieser Menge - nicht dort hin. Das ist ein Mangel an Reinigung und Hygiene." Besonders bittere Erkenntnis für alle Zugfahrer. Hände waschen nützt nicht immer etwas. Denn auch an den Türgriffen, die man beim Verlassen der Zugtoilette zwangsläufig anfassen muss, fand das Labor in einigen Fällen Staphylokokken und Darmbakterien. Der WISO-Tipp: Wer auf Nummer "sauber" gehen will, der sollte nach dem Verlassen der Toilette die Hände mit einem Hygienetuch abwischen.
Die Deutsche Bahn sieht die WISO-Ergebnisse gelassen: Schließlich werden die Toiletten vor der Bereitstellung eines Zuges und in vielen Fällen auch während der Fahrt gereinigt, so ein Bahnsprecher.
Fazit:
Sich auf der Zugtoilette Erleichterung zu verschaffen, macht zwar nicht krank, ist aber eine eklige Angelegenheit. Der WISO-Test hat die Vorurteile der Bahnfahrer bestätigt. Und der Börsenkandidat Deutsche Bahn könnte sein Image mit einem besseren Hygienemanagement in den Zügen noch ein wenig "aufpolieren".
Aus : WISO, heute abend, 19:25 Uhr, ZDF
Anm.: Dieser Bericht gibt nicht den negativen Tenor wieder, der die Sendung durchzog.
Alle befragten Bahnfahrer äusserten sich negativ über die Toilettenanlagen in den Zügen und in den Bahnhöfen.
Ich leg mich jetzt in mein sauberes Bett
Ecklhard