Guten Abend, Dröppel,
der Einfachheit halber stelle ich einen Bericht ein, welchen ich am 21. April 2004 eingestellt hatte.
( Inko - Forum : Harninkontinenz nach Prostataoperation, Datum 21.04.04 )
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Ich habe gerade einmal die Nachrichten aufgerufen. Dabei sind mir natürlich die beiden Themen vom 15.01 und 21.01 besonders aufgefallen, behandeln sie doch die Inko nach einer radikalen Zystektomie respektive das Beckenbodentraining nach eine Prostatektomie.
Beide Berichte sind m.E. nach nicht sonderlich aussagefähig.
Ein Resultat ( Inkontinenzraten nach orthotopem Blasenersatz : Einfluß der Prostatektomie ) basierend auf der Untersuchung von 62 männlichen Patienten kann in keinem Fall aussagefähig sein. Diese Menge Patienten ist etwas höher als diejenige Anzahl Patienten, welche die Urologie des Allgemeinen Krankenhauses Hagen jährlich mit "radikaler Zystektomie" operiert.
Ergo wird die Urologie in Hagen sicherlich über bessere Erkenntnisse verfügen als diese brasilianische Arbeitsgruppe.
Bei der Abhandlung "Beckenbodentraining nach radikaler Prostatektomie" ist die Sache noch viel weniger aussagefähig :
Die Holländerin Prof. Dr. Marijke van Kampen von der Uni Leuven äußert sich mit vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wörtern insofern, als daß sie ein "kräftiges Beckenbodentraining" nicht nur empfiehlt, sondern regelrecht vorschreibt. Außerdem rät die gute Frau von einem Einsatz von Biofeedback und Elektrosimulation eher ab.....
ganz im Gegensatz zu der Aussage des Prof. Dr. Ulrich Otto von der Klinik Birkental in Bad Wildungen.
Dieser wiederum rät - nach ebenso vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wortspielereien - zu einem geradezu entgegengesetztem Behandlungskonzept, bei welchem das Beckenbodentraining nur so sanft und "anstrengend wie ein Lidschlag" sein soll. Außerdem ist er ein Befürworter von Biofeedback und Elektrostimulation....
Jetzt frage ich Sie : Wem soll ich als betroffener Laie nun glauben ??
Es ist doch Irrsinn, ein halbes Jahr oder gar ein Jahr lang den Beckenboden so wie von Prof van Kampen empfohlen zu trainieren und dann - wenn sich kein Erfolg eingestellt hat - auf die andere Weise, nämlich nach der Methode des Prof. Otto....
Da ich in derartig widersprüchlichen Argumentationen keinen Sinn sehe, bleibt mir doch wohl nichts anderes übrig, als mein bisheriges Beckenbodentraining fortzusetzen, nämlich :
10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel sehr schnell und sehr stark anspannen, ( dabei sollen einem die Tränen die Backe runterlaufen, so fest anspannen ) diese Anspannung ganz langsam ( ca 10 sek. ) lösen und dazwischen immer 10 sek Pause,
danach, nach einer Pause von ca. einer Minute, jeweils 10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel langsam ( innerhalb von 5 sek ) mit mittlerer Kraft anspannen und innerhalb von 5 sek. wieder lösen, zwischen diese Übung immer eine Pause von ca. 10 sek.
( Ozeanbrandung, lang und kräftig )
dann, nach einer Pause von einer Minute, jeweils 10 mal ein kurzes, leichtes Anspannen über eine Zeit von 3 sek., dann 3 sek. lang lösen, dazwischen immer eine Pause von ca, 5 sec
( Ostseebrandung, leicht und schnell )
zu guter Letzt ein "Flattern" des Beckenbodenmuskels, schnell und ganz leicht anspannen und wieder lösen, ca. 100 mal hintereinander ( ähnlich dem beschriebenen Lidschlag des Prof. Otto )
Diese Methode hat mir, wie schon einmal beschrieben, der Pfleger Gunnar Domröse in der Urologie des AKH Hagen empfohlen. Dieser Mann ist seit 11 Jahren auf der Station und weiß wohl, wo´s langgeht. Und ich denke, bisher hat mir dieses Training sehr genutzt.
Tagsüber bin ich - fast - kontinent, nur nachts macht mir der Überlauf noch zu schaffen, trotz der 2 - stündigen ( mittlerweile 3 - stündigen ) Aufweckphase und der Tatsache, daß ich tagsüber mittlerweile ca 650 cm³ Urin halten kann, ohne auszulaufen. Aber anscheinend liege ich falsch im Bett oder ich träume zuviel oder weiß der Teufel..... Aber auch dies bekomme ich ganz sicher noch in den Griff.
( Anm.: Habe ich nicht geschafft !! Geht einfach nicht.... )
Wie Sie sehen, Hajo, braucht alles seine Zeit. Man muß nur dranbleiben und auf gar keinen Fall aufgeben!
Vor allem der Kopf muß mitmachen !! Die Muskeln sind ja vorhanden.....
Jetzt, gerade einmal 4 Monate nach der Operation, trage ich die Vorlagen tagsüber eigentlich nur noch deswegen, weil meine neue Blase , da aus einem Darmstück gefertigt, die Neigung zum Schleimen hat. ( Der Darm schleimt enorm. Merkt man normalerweise nur nicht ). Dieser Schleim legt sich vor die Harnröhre und flutscht dann mit einem Mal heraus. Andererseits informiert mich der sich aufbauende Druck darüber, daß es an der Zeit ist, eine Toilette aufzusuchen.
So hat alles seine Vor - und Nachteile.....
Im Allgemeinen komme ich mittlerweile den ganzen Tag mit einer (!!) Vorlage aus, ohne daß diese überhaupt eingenässt wird.
Da ich - meiner Meinung nach - mit dem Training ganz gute Erfolge erzielt habe, käme ich niemals auf die Idee, mir irgendein Gel einspritzen zu lassen. Und auch ein künstlicher Schließmuskel ist doch gar nicht nötig. Diese Aufgabe übernimmt der äußere Muskel, welcher ja vorhanden ist.
Man muß ihn nur ausgiebig trainieren.
Übrigens führe ich mein Training vorzugsweise in der Badewanne durch. Nicht in der leeren, sondern der gefüllten ( ha,ha ), und auch nicht deswegen, weil es dann besser wirkt, sondern weil es so viel, viel angenehmer ist.
Also : Kopf hoch und dran an´s Training.....
( apropos "Charité" : Die haben dort in 2003 gerade einmal 5 radikale Zystektomien mit Neoblase durchgeführt. Dieser Urologie würde ich doch gar nicht trauen.
Im Gegensatz zum AKH in Hagen / Westf. Dort werden jährlich zwischen 40 und 50 dieser größten und schwersten Operation auf dem Gebiet der Urologie ausgeführt. Die dort haben Erfahrung, aber doch nicht die Charité )
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Nach der Antwort von Hajo stellte ich ein :
Mahlzeit Hajo,
natürlich haben Sie recht, wenn Ihnen das Training sehr hoch erscheint.
Mir war nach der OP angeraten worden, dieses Programm anfangs sogar dreimal täglich durchzuführen ( was ich auch tat )
Dann aber hatte ich wohl einen Muskelkater, auf jeden Fall tat mir alles unterhalb des Bauchnabels weh und ich konnte überhaupt kein Wasser mehr halten. Mich schmerzten Muskeln, von denen ich gar nicht wußte, daß ich sie hatte.....
Andererseits ist der Beckenboden bei uns Normalbürgern ja doch sehr untrainiert, sodaß zumindestens ein Anfang geschaffen werden mußte.
Seither habe ich nur noch einmal am Tag trainiert und so trainiere ich auch heute noch.
Wie Sie selbst erlebt haben, ist es ein großes Problem, sich auf den Rat eines Fachmannes zu verlassen. Die unterschiedlichen Auffassungen der Fachleute über die richtig Trainingsmethode ist für einen Betroffenen doch recht verunsichernd und verwirrend.
Deswegen habe ich mir dieses Training zusammengebastelt und habe gut daran getan, wie die Erfolge gezeigt haben.
Aber mir hat der Chefarzt auch gesagt, ich solle keinesfalls damit rechnen, daß eine erhebliche Verbesserung oder gar eine komplette Kontinenz - wenn überhaupt - vor dem Ablauf eines bis eineinhalb Jahres überhaupt zu erwarten sei. Die Zeit würde schon sehr helfen. Allerdings sollte ein leichtes Training immer durchgeführt werden.
Und schaden kann es ja nicht.
Die"Ozeanbrandung" lasse ich seit 4 Wochen aus.
Übrigens sind die Berichte, auf welche ich mich bezogen habe, nachzulesen unter
"
Nachrichten " Seite 2 :
Inkontinenzraten nach orthotopem Blasenersatz: Einfluss der Prostatektomie und darunter :
Beckenbodentraining nach radikaler Prostatektomie?
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Dröppel, nicht, dass Du Dir einen Wolf suchst :
Heute ist es die Seite 20 in dem Link "Nachrichten"......
Übrigens gibt es ein ganz interessantes Buch : "Beckenbodentraining für Männer"
Einfach bei Amazon eingeben......
Mir hat das Buch bzw. haben die darin vorgeschlagenen Anwendungen nicht geholfen, aber da Du schreibst, Du wärest "untenrum" sehr verspannt, werden Dich einige Passagen wohl interessieren, da diese gezielt auf Entspannung aufgebaut sind.
Und andere Anleitungen sind überall im Web zu finden.
Google mal unter "Beckenbodentraining" : 143.000 Seiten tun sich da auf.....
Jetzt leg ich mich wieder hin
Eckhard