gestern kurz vor dem schlafengehen habe ich zum ersten mal ohne es zu bemerken in die hose geschissen (ich hoffe die wortwahl ist okay, alles andere kommt mir verniedlichend vor; wenn nicht okay, dann bitte ich um wortempfehlungen).
obwohl ich schon recht lange durchfallprobleme habe, kam dies doch etwas unerwartet: ich fühlte mich zu hause recht sicher, zumal ich üblicherweise eine vorwarnzeit von drei minuten hatte. ich verlasse aus diesem grund die wohnung schon seit ca. 5 jahren nur mehr sehr kurz, um einzukaufen oder ins gasthaus ums eck zu gehen.
nun stehe ich aber unter erhöhtem psychischem druck. nun ja, ich habe schon seit 2 jahren selbstmordgedanken, und so war es nicht unvorhersehbar, daß die ersten gedanken nach dem duschen in diese richtung gingen. ich dachte an würdelosigkeit, und naja, ich weiß, daß das den meisten hier, die um mehr lebensqualität trotz ihrer krankheit kämpfen, wie häme vorkommen muß. darüber zu diskutieren was würde ist, ist auch nicht zielführend, würde ist sowieso ein subjektives gefühl. nein, als ich weiter nachdachte, merkte ich auch, daß es mir um etwas anderes ging, einem verlust von lebensidentität, dem letzten hort, den ich für mich angstfrei bewohnen konnte, nämlich meine wohnung.
ich habe mir ein kleines, angenehmes paradies eingerichtet. inmitten eines armutsviertels, dessen trübsal durch meine fensterscheiben tönt. inmitten von honiggebeizten echtholzmöbeln mit hochwertigem baumwoll- oder schurwollbezug, in einem bett mit roßhaarmatratze, daunendecke und bassetti-bettwäsche fühlte ich mich wohl. auch an meine haut, sprich kleidung, lasse ich keine kunststoffe ran.
nun aber, will ich die neue situation hier mit realistischem blick betrachten, scheint umdenken notwendig. die gefahr wäsche und möbel zu beschmutzen steigt mit jedem tag, zwar langsam, aber doch recht sicher. eine reinigung ist so gut wie unmöglich. neuanschaffungen sind mir nicht möglich bei meiner kleinen pension. bliebe nur das leben mit flecken. das ist für mich jedenfalls kein motivierender gedanke.
vor der anderen möglichkeit: mich mit hilfsmitteln zu schützen, scheue ich mich. bettunterlagen, nun ja, latex ist auch ein naturprodukt, wenn denn nun bettunterlagen überhaupt aus latex sind. aber für was habe ich dann denn eine schweißabsorbierende roßhaarmatratze? und wie wird meine daunendecke geschützt? da bleiben mir dann wohl nur slipeinlagen, zur zeit wahrscheinlich auch ein ausreichendes mittel. aber wie kann ich mit diesen einschränkungen an lebensqualität leben, wo doch das sichwohlfühlen in hochwertigen stoffen meine letzte lebensfreude ist.
ich verlange nicht, daß mich andere verstehen, nicht daß ich einen psychischen notanker brauche noch das es einen unterschied gibt zwischen einem hemd um 15 € und einem um 70 €. (wobei ich es nicht verstehe, daß die leute den unterschied nicht bemerken. so what?)
zusammenfassung: ich will nicht krank sein.
ergebnis: verleugnung. und mit grenzemlosem optimismus und viel psychischer angst darauf hoffen, daß dies ein einmaliger ausrutscher war und es nie wieder passieren wird.
*gefrierendes lächeln*
das ist kein realistischer idealismus mehr. ich verleugne die realität. und für welchen zweck? ach, gotty!
na okay, wenn noch jemand bis hierher gelesen hat:
welchen weg schlägt der vernünftige mensch ein?