im Forum "www.blasenkrebs.de", in welchem ich manchmal herumstöbere, ist mir folgende Antwort des Foren-Admin auf die Frage eines Betroffenen nach "Harnsäure und deren Folgen" untergekommen :
Übrigens ist so eine Neoblase nie komplett dicht, da sie ja aus Dünndarmgewebe hergestellt wird. Und der Dünndarm an sich ist ja porös.
Auch deshalb ist es wichtig viel zu trinken, damit möglichst wenig Giftstoffe sich im Harn anreichern können, die dann in den Bauchraum fließen und von den Nieren nochmals verarbeitet werden müssen
Ihr kennt mich.
Auf einen solchen Schwachsinn musste ich einfach antworten ( die fetten Stellen im Zitat sind von mir in meiner Antwort eingeschoben worden, hi,hi )
Natürlich wurde ich angegriffen ob meines "oberlehrerhaften Tones".
Hier jetzt meine - fachliche, aber auch etwas emotionale - Antwort auf diese - unsinnige - Aussage :
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Ich bin Betroffener seit November 2003.
Ich bin informiert und recht belesen.
Daher erlaube ich mir zu der von Herrn Höwing oben zitierten Aussage eine Bemerkung :
Die kontinente Harnableitung besteht aus einem Stück Dünndarm ( Illeum ), deshalb heisst diese neue Blase “Illeum-Neoblase”.
Dieser Darmanteil lebt. Alle Blutgefässe sowie die Absorptionsknospen bleiben erhalten, ebenso wie die Schleimdrüsen.
Wir unterscheiden in Inkontinenz, was bedeutet, der Urin kann nicht gehalten werden, in Kontinenz, was bedeutet, der Urin wird gehalten und normal ausgeschieden, es verbleibt kein oder nur wenig Restharn, sowie Hyperkontinenz, was bedeutet, die neue Blase wird nicht oder nur wenig entleert und es verbleibt ein sehr hoher Restharn in der Blase.
Ich erlaube mir, nachfolgend Auszüge eines Aufsatzes der Dr. med. Andreas Swoboda, Urologische Klinik am Johanniter-Klinikum in Oberhausen, zu rezidieren :
Die hyperkontinente Blasenentleerungsstörung nach orthotopem Harnblasenersatz mittels Illeum.Neoblase
......Der konträre Fall einer bleibenden Hyperkontinenz - bzw. erhöhten Restharnbildung - tritt bei 4 - 6% der Patienten auf.
Aus urologischer Sicht stellt eine Hyperkontinenz eine viel gravierendere Folge als eine passagere Inkontinenz dar.
Infolge einer erhöhten Restharnbildung besteht die Gefährdung des oberen Harntraktes durch zurückfliessenden Urin aus der Neoblase in die Nieren und dadurch ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko.
Bei einer deutlichen Einschränkung der Nierenfunktion aufgrund des Abflusshindernisses droht im schlimmsten Fall die Dialysepflichtigkeit.
Die Hyperkontinenz führt weiterhin zu einer verlängerten Speicherzeit des Urins in der Neoblase mit der Gefahr einer lebensbedrohlichen Entgleisung des Säure-(Basen)-Haushaltes.
Da die physiologische Aufgabe von Darm darin besteht, Nährstoffe und Elektrolyte in das Blut aufzunehmen, ( Absorption ), können saure Anteile des Urins, die eigentlich als Filterprodukte der Nieren über die Harnableitung ausgeschieden werden sollten, durch Kontakt mit der Darmschleimhaut wieder in das Blut aufgenommen werden.
Diese absorptive Funktion bleibt bei jeder Harnableitung aus Darmteilen bestehen und ist bei der Restharnbildung verstärkt zu beachten.
( Von einem porösen Darm, durch welchen der mit Giftstoffen verseuchte Urin zurück in den Bauchraum fliesst, kann ja wohl keine Rede sein.
Es muss daher bei einer kontinenten Harnableitung mit Darmanteilen eine Übersäuerung des Körpers durch Blutgasanalysen regelmässig ausgeschlossen werden.
Bei ca. 30% der Patienten mit einer kontinenten Harnableitung aus Darmanteilen muss mit alkalisierenden Substanzen, wie Natriumbicarbonat oder Citraten, der Übersäuerung medikamentös entgegengewirkt werden.In der Akutphase einer Entgleisung des Säurehaushaltes kann es zu gefährlichen Elektrolytverschiebungen kommen, welche z.B. zu einer schweren Herzrhythmusstörung führen können.
Bei Auftreten einer Hyperkontinenz ist eine ausführliche urologische Diagnostik unbedingt erforderlich.
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Liebe Mitleser,
wie Sie erkennen, ist ein erhöhter Restharn und der dadurch mögliche, erhöhte Harnsäurespiegel ganz und gar nicht ungefährlich.
Gegenteiligerweise kann er zu allerschwersten Folgekrankheiten führen, ganz besonders bei einem Patienten mit einer Illeum-Neoblase.
Schönen Sonntag
Eckhard Petersmann
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Soweit mein Posting gestern abend in dem o.a. Forum.
Daraufhin erhielt ich eine Zuschrift, die mich des oberlehrerhaften Tones beschuldigte.
Auf die Sache an sich wurde gar nicht eingegangen.
Seid ihr auch der Meinung, dass ich "oberlehrerhaft" antworte ??
Das würde mich schon interessieren.....
Ich leg mich jetzt hin

Eckhard