Hallo Tanita,
nachdem sich meine erste Wut über einige unerfreuliche Vorkommnisse im Vorstandsbereich gelegt hat, bin ich wieder ansprechbar.
Meine gestrige Reaktion hinsichtlich meiner Postings hier in diesem Forum war etwas übertrieben, denn ich wollte ja nicht als Mitglied dieser Gemeinschaft aussteigen.
Schliesslich haben die User und "stillen Mitleser", wie Du sagst, ja nichts mit diesem Krach zu tun und sollen daher auch nicht darunter leiden ( sondern nur unter meinem Bericht, hi, hi )
Damit auch Du jetzt wieder richtig leiden kannst, hier die nächsten Tage :
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Montag, der 27.10.03
Wegen des gelösten Schlauches konnte ich nicht mehr richtig einschlafen.
Außerdem taten mir heute wieder die Hüfte und die Beine weh, da mir die Matratze einfach zu hart war. Ich bat um eine Auflage, welche mir auch sofort gebracht wurde. Jetzt war das Liegen viel angenehmer.
Bin daher um 06:30 aufgestanden, habe die Morgentoilette durchgeführt und mir dann aus meinem mit dem Abendbrot gelieferten „Spätschmankerl“ und dem Mitbringsel meiner Frau erst einmal eine vernünftige Scheibe Brot vorgefrühstückt.
Danach habe ich mir eine RothHändle reingezogen, das Laptop angemacht und den Bericht weitergeschrieben.
Jetzt momentan bin ich allerdings müde wie ein Hund und lege mich noch etwas hin.....
Mein Gott: Ich sitze gerade gemütlich bei meinem - zweiten - Frühstück, da fliegt um 07:50 Uhr die Tür auf und die Visite kommte herein, vornweg der Chefarzt Dr. Hahn, welcher heute den ersten Tag nach seinem Urlaub wieder in der Klinik ist. Braungebrannt, gutaussehend, wallende Mähne, ein richtiger Adonis. Aber insgesamt sehr sympatisch und ansprechend.
„Sabbel sabbel, quakquakquak. Sie sind ja wegen eines unangenehmen Befundes hier. Wir werden uns heute über die weitere Vorgehensweise unterhalten müssen.“ Weg war er wieder......
Jetzt hole ich mir noch ´ne Tasse Kaffee ( sofern noch da ) und zieh mir erst mal ´ne RothHändle rein.
Im „Rauchersalon“ treffe ich besagten - frierenden - Patienten, Herrn Peddinghaus, mit seiner - ebenfalls frierenden - Gemahlin. Er erklärte mir, daß er - bisher - mit der Neoblase zufrieden wäre. Er hat diese im Frühjahr erhalten.
Gott sei Dank hätte er keine Metastasenbildung gehabt. Dr. Hahn hätte ihm gesagt, es wäre bei ihm nicht „fünf vor zwölf“, sondern „zwei vor zwölf“. Er wolle erst einmal einen „Schnellschnitt“ machen, um zu sehen, ob noch andere Organe befallen wären. Das wäre bei ihm aber nicht der Fall gewesen.... Sonst hätte Dr. Hahn ihn gar nicht weiter operiert.
Anfangs wäre es etwas schwierig gewesen, das Wasser zu halten bzw. zu bemerken, wenn die Blase entleert werden müßte. Vor allem dann, wenn man aus dem Bett steigen würde, käme es anfangs immer zu einer unwillkürlichen Blasenentleerung, daher würde er grundsätzlich eine entsprechende Windel tragen, aber mit der Zeit bekäme man ein Gefühl dafür, da sich ein bestimmter Druck im Unterleib bemerkbar machen würde. Auch würde er mindestens zweimal in der Nacht zum pinkeln aufstehen. Daran müßte man sich einfach gewöhnen.
Außerdem gäbe es bestimmte Übungen zur Stärkung der Unterleibsmuskulatur, welche außerordentlich hilfreich beim Entleeren der Neoblase wären.
13 Tage gäbe es nix zu essen, 3 Tage vor der OP nicht, da der Darm gänzlich geleert sein müsse, nach der OP 10 Tage lang nicht, damit der Darm in Ruhe heilen könne. Ernährt würde man intravenös über einen Schlauch. Trinken könne man soviel wie man wolle, da die Nieren beide punktiert wären und die Flüssigkeit erst gar nicht in die neue Blase eintreten könne. Insgesamt kämen 8 Schläuche aus dem Körper. Das heißt, ich sehe nach der OP aus wie ein Igel....
So, jetzt heißt es warten auf das Gespräch mit dem Chefarzt Dr. Hahn....
Von 08:45 Uhr bis 13:15 Uhr hat die rechte Niere über den Schlauch übrigens 1.050 cm³ ausgeschieden, jetzt wieder bernsteinfarben.
Bei der normalen Blasenentleerung des Urines der linken Niere ist es immer noch sehr wenig Urin und es schmerzt auch noch immer. Aber es ist etwas besser geworden.
Ich kann mir nicht helfen, aber es kommt mir so vor, als wenn die geschädigte rechte Niere jetzt mit aller Macht aufholen wolle und dadurch die linke gesunde Niere viel weniger tut als vorher.
Ansonsten kann ich mir den doch enormen Unterschied der Urinmenge ( sicherlich ein Verhältnis von 8 : 1 ) in keiner Weise erklären.
Um 16:00 Uhr soll ich beim Chefarzt sein.
Während der ganzen Zeit hatte ich keinen Bammel vor der Krankheit, hatte die ganze Sache erfolgreich verdrängt, ( ich bin in solcher Hinsicht recht realistisch und pragmatisch ), aber als ich auf Dr. Hahn warte, habe ich das erste Mal gehörigen Schiß vor der Diagnose bzw. dem Ergebnis des patologischen Befundes. In diesem Moment habe ich mich doch recht stark bemitleidet.....
Nach einer kurzen Wartezeit werde ich hineingebeten und nehme in einem der schwarzen Ledersessel Platz. Dr. Hahn fragt mich zuerst nach meinen Lebensumständen, da er „gern über die Leute, welche er operiert, näheren Bescheid wüßte.“ Da geht es mir schon viel besser, denn jemanden, der Metastasen hat, operiert Dr. Hahn nicht.
Da auch ich mich - durch Erkundigungen bei dem Krankenhauspersonal - vorbereitet habe, weiß ich, daß Dr. Hahn passionierter Jäger ist.
Selbstverständlich lenke ich das Gespräch in diese Richtung und so sabbeln wir eine Viertelstunde über dieses und jenes. Meine Erwähnung meines Bekannten Prof. Engelmann in Köln erzeugt Eindruck, die weitere Erwähnung von meinem Freund Prof. Gall ebenfalls. Ich kann regelrecht sehen, wie ich die Leiter der Achtung emporsteige.....
Dann endlich der erlösende Satz:
„Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Metastasen, Herr Petersmann.“
Der Pathologe hat keinerlei Anzeichen dafür gefunden.
Mann, was bin ich froh.
Aus dem momentanen Glücksgefühl heraus biete ich Dr. Hahn einen Deal an. Er soll mich erfolgreich operieren und ich werde dafür das sogenannte „Raucherzimmer“ renovieren und komplett einrichten lassen.
Zu meiner Überraschung ist Dr. Hahn - als überzeugter Nichtraucher - sofort einverstanden, trotzdem muß er die Zustimmung der Krankenhausverwaltung einholen. ( Ein Chefarzt ist auch nicht mehr das, was er früher einmal war, nämlich der Alleinherrscher in seinem Bereich..... )
Wir einigen uns darauf, daß ich am Freitagmorgen, dem 07.11.03, wiederkommen werde und dann am Montag, dem 10.11.03 operiert werde.
Dr. Hahn bietet mir an, bereits heute das Krankenhaus zu verlassen, aber ich will doch lieber erst am Dienstag gehen.
Diestag, der 28.10.03
Heute morgen habe ich das Krankenhaus verlassen. Zuerst bin ich in die Firma, um die - geringfügig - aufgelaufenen Unstimmigkeiten abzuarbeiten, dann kümmere ich mich um den Kauf von 2 Stück Radiatoren sowie die Bestuhlung für das Raucherzimmer.
Nachdem dies erledigt ist, fahre ich nach Hause zu meinem geliebten Eheweib.
Mittwoch, der 29.10.03
Der Schlauch hat sich wiederum gelöst. Ich natürlich sofort auf die Station zur Reparatur. Liegt ja am Wege in die Firma, fahre ich ja eh´ täglich dran vorbei.
Morgen weiter.....
Ich leg mich jetzt wieder hin
Eckhard