Die Niere arbeitet wie verrückt, die Menge des ausgeschiedenen Urines dieser einen Niere liegt täglich zwischen 3 und 4 Liter. Um zu verhindern, daß der Beutel zu voll wird und ein Rückstau in die Niere steigen kann, ( was sehr unangenehme Kolliken zur Folge haben soll ), habe ich mir einen zweiten Wecker gestellt, welcher mich um 02:30 Uhr weckt, damit ich den Beutel leeren kann. In diesen passen nämlich nur ca. 1,50 Liter, die mache ich nachts locker.
Samstag hat sich wieder der Schlauch gelöst.
Die Krankenschwester hat mir angeboten, einen sogenannten „Beinbeutel“ anzubringen, was ich aber ablehne, da ich mich mittlerweile an den größeren Hüftbeutel gewöhnt habe und in den Beinbeutel nur 500 cm³ passen.
Montag war ich wieder auf der Station, um den Schlauch neu legen zu lassen.
Pfleger Ralf überredete mich doch zur Nutzung eines Beinbeutels. Dieser ist ganz eindeutig viel besser zu tragen, hat aber den Nachteil der viel kleineren Aufnahmekapazität und auch, daß er abends beim Zubettgehen gegen den Hüftbeutel ausgetauscht werden muß. Der Hüftbeutel wird dann während des Schlafes an den Bettrahmen gehängt.
Ich lasse mir natürlich eine größeren Hüftbeutel mit 2 Liter Fassungsvermögen geben, damit ich nachts nicht mehr aufstehen muß.
Aber die Sache hat einen gravierenden Nachteil: Die Kupplung des Schlauches ist so weit auf meiner Seite, daß ich Schwierigkeiten habe, den einen Schlauch abzuziehen und den anderen Schlauch aufzustecken. Da der Urin während dieses Prozesses weiterläuft, ist beim Beutelwechsel jedesmal der Verband durchnässt.
Außerdem löse ich die Befestigung des aus der Niere herausstehenden Schlauches immer wieder dadurch, daß ich nicht richtig an die Kupplung reichen kann.
Mein Bauch ist mir ganz einfach im Weg.
Am Dienstag räumen wir zuhause die Küche aus, da am Donnerstag die neue Küche montiert wird und vorher der Küchenraum gestrichen werden soll. Ich trage die Verantwortung, denn ich gebe die Anweisungen und verweigere alle körperlichen Tätigkeiten mit dem Hinweis auf meine Nierenpunktion.
Diese Hinweise haben erstaunliche Erfolge: Ich brauche nix anzufassen.....
Am Mittwochmorgen bemerke ich, daß sich der Schlauch gelöst hat. Es kann zwar nicht lange gewährt haben, da ich um 05:15 Uhr noch auf der Toilette war, aber es reichte, um die Matratze gut anzunässen. Damit muß man bei einer solchen Krankheit rechnen.
Matratze aus dem Rahmen nehmen, Bezug runter, Matratze quer vor´s Bett stellen, Ventilator auf Stufe 3 und den ganzen Tag blasen lassen, dann ist alles wieder trocken. Immer noch besser als auf einem Gummituch schlafen und sich dann eventuell stundenlang in seinem eigenen Urin wälzen.
( Anm.: Damals hatte ich ja noch keine Ahnung von Betteinlagen oder ähnlichem )
Mag sein, daß Urin ein ganz besonderer Saft ist ( lt. Carmen Thomas ) oder eine Eigenurinbehandlung für manche Sachen gut sein soll, ( auch lt Carmen Thomas ), aber so, wie beschrieben, ist es mir lieber.
Ich habe den Beinbeutel umgeschnallt und die Schläuche mühsam miteinander verbunden.
Auf der Fahrt in die Firma merke ich, daß sich in dem Beutel noch gar kein Urin gesammelt hat.
Da dies bei meiner Urin-Produktion nach ca. 1 Stunde auf gar keinen Fall sein kann, bin ich sofort auf die Station, da ich die Befürchtung habe, beim Zusammenfügen der beiden Schlauchenden ein Stück Papier oder Gaze mit in ein Kupplungsstück gedrückt zu haben und dadurch der Abfluß des Urines unterbunden ist.
Pfleger Ralf sieht nach und sagt mir, daß ich bei meinen unbeholfenen Bemühungen den „Kükenhahn“ verdreht und daher den Durchlauf des Schlauches unterbrochen habe.
Ich sage ihm, er solle eine Verlängerung von ca. 15 cm anbringen, damit ich die Kupplung besser erreichen kann.
Pfleger Ralf verweigert den neuen Verband, da ich plötzlich Blut in dem Schlauch habe. Ich sage, daß dies von dem Zusammendrücken der Kupplung kommt, welches dann jedesmal den Schlauch in der Niere sehr stark bewegt.
Ralf will aber, daß Dr. Hahn einen Blick darauf wirft. Nach kurzer Zeit kommt er mit der Aufforderung zu einer Röntgenaufnahme zurück.
Ich werde geröntgt, Dr Hahn sieht sich die Aufnahme auf dem Bildschirm an und befindet alles für gut.
Dabei erfahre ich, daß ich erst am Samstagmorgen kommen und am Dienstag operiert werden soll, da das Bett bis Freitag belegt ist.
Dr. Hahn sagt, er habe mit der Verwaltung betreffend das Raucherzimmer gesprochen, aber bisher noch keine Entscheidung gehört. Ich sage ihm, die Sachen wären mittlerweile in meinem Büro und warteten dort auf ihre Bestimmung.
Der Röntgenologe macht mir einen neuen Verband und legt mir die gewünschte Verlängerung.
Jetzt komme ich ohne jedes Problem an diese verdammte Kupplung.
Ich fahre mit etwas Verspätung in die Firma. Morgen früh kommt die neue Küche.
Morgen weiter, damit ihr auch übers Wochenende etwas davon habt, hi,hi.
Ich leg mich jetzt hin

Eckhard