wer von euch betreibt auch die Astronomie als Hobby?
Ich bin mit etwa 15 zur Astronomie gekommen, als meine Eltern mit mir im Planetarium in München waren. Mich hat das damals so fasziniert, daß ich mir ein Teleskop kaufte und selber die Sterne betrachtete. Mit den Jahern kam natürlich das Verlangen, immer bessere Teleskope zu haben, damit man auch "mehr" sehen kann. Etwa 1984 baute ich zusammen mit einem guten Freund ein größeres Teleskop, es hatte einen Spiegel mit 40cm Durchmesser, was zu dieser Zeit schon ein beachtliches Teil war. Ich hatte damals gerade meine Ausbildung soweit beendet gehabt und baute für dieses Teleskop die elektrische Steuerung, um die Sterne am Nachthimmel automatisch verfolgen zu lassen, damit sie immer im Okular sichtbar waren ....
Irgendwann kamen immer mehr und wollten von mir eine Steuerung für ihr Teleskop haben. Für mich war das natürlich eine tolle Sache, ich konnte mein Wissen auf dem Gebiet der Steuerelektronik verfeinern und gleichzeitig mein Wissen in der Astronimie vervollständigen. Das ging einige Jahre so, bis ich etwa 1989 über einen Freund den ersten Kontakt zur ESO hatte. Ich war damals in Garching bei München, beim Sitz der ESO und konnte zum ersten mal im Rechenzentrum die wirklich tollen Aufnahmen live am Rechner sehen, die man sonst nur aus dem Fernsehen oder aus Büchern kennt.
Der Kontakt zur ESO wurde mit den Jahren immer weiter vertieft und etwa 1994 wurde ich zu einem Gespräch nach Garching eingeladen. Sie ermutigten mich dazu, mein Hobby doch zum Beruf zu machen und für das in Bau befindliche Großteleskop in Chile ein paar Steuerungseinheiten zu bauen. Das war natürlich der Traum eines jeden Hobbyastronom, einmal im Leben die Möglichkeit zu bekommen, an ganz großen Teleskopen zu arbeiten bzw. einmal durchzuschauen.
Den Part, den ich dabei übernehmen mußte bestand darin, eine Steuerung für ein Meßsystem zu bauen, mit deren Hilfe das Flackern der Sterne am Nachthimmel gemessen werden konnte. Wie sich herausstellen sollte, war das keineswegs eine einfache Aufgabe, da die Position des zu messenden Sternes nur etwa 1,5 Winkelsekunden von seiner Position abweichen durfte. Im Feb. 1995 war ich das erste mal in Chile und konnte mir ein Bild über die laufenden Bauarbeiten machen.
Ich habe es dann doch geschafft und im Sommer 1997 wurde dieses System (DIMM) auf dem Paranal installiert, das ich zusammen mit einer ortsansässigen Metallbaufirma verwirklichen konnte. Es folgten noch weitere Systeme wie etwa ein System, mit deren Hilfe das Licht der großen Teleskope zusammengeschaltet werden konnte. Dieses System wurde im Feb. 2001 in Betrieb genommen, damit war meine Tätigkeit für die ESO auf dem Paranal in Chile beendet.
Die DIMM Teleskope bewährten sich und 2003 - 2005 wurden insgesamt 6 weitere DIMM Teleskope für ein amerikanisches Institut gebaut, die nun Weltweit im Einsatz sind. So habe ich quasi mein Hobby zum Beruf gemacht ...
Übrigens lernte ich in Chile erst so richtig mit meiner Inkontinenz zu leben bzw. damit umzugehen, da ich dort wirklich auf mich gestellt war und keinen so ohne weiteres fragen konnte, wenn ich ein Problem damit hatte.
So, das war ein kurzer Einblick, wie ich eigentlich zu meinem Hobby und meinem Beruf gekommen bin. Nur schade, daß ich durch den Verein kaum noch Zeit für mein Hobby habe.
Gruß Helmut
