#12 von Chris » 06 Mai 2011 07:14
Hallo Sebald,
ich widerspreche dir ungern, aber ....
Dass mittlerweile Hormonmangel (auch wenn er gar nicht richtig diagnostiziert wurde) als Ursache angegeben wird, hat eine Menge mit der Mentalität unserer Gesellschaft zu tun.
Ich gebe dir unbedingt recht, dass auch eine kindliche Enurensis (primär oder sekundär) genau untersucht werden sollte. Da muss aber zum einen das Alter des Kindes, zum anderen auch seine Lebensumstände und Entwicklung berücksichtigt werden. Betrachten wir doch einfach einmal die Situation - heute MUSS jeder "nach Norm" funktionieren, wenn nicht ist er krank!! - bedeutet, dass spätestens mit 4-5 Jahren Kinder nachts trocken zu sein haben!! - das war noch nie so und wird auch nie so sein werden - Konsequenz - die Kinder werden von Arzt zu Arzt geschleift, bis der eine akzeptable Aussage trifft - und das ist oft der Hormonmangel, weil das eben nicht so leicht nachweisbar ist und plausibel erscheint. Ergebnis - es gibt Pillen (ob die helfen oder nicht ist ziemlich egal) und das Kind wird IRGENDWANN trocken - wäre es vermutlich auch ohne geworden, möglicherweise in Angstfreier Umgebung sogar früher!!!
Wie komme ich da drauf - ich arbeite in einer großen Norddeutschen Gesundheitsfabrik - da kommen kranke Menschen rein und (leider zu oft) kränkere wieder raus - warum - weil sich keiner um die wirklichen Bedürfnisse kümmert. Es wird an den Symptomen "herumgeprokelt", aber in den seltensten Fällen die wirkliche Ursache an gegangen.
Na klar, eine OP hilft bei einem akuten Blinddarm, aber wie oft stellt sich heraus, dass es gar kein akuter Blinddarm war, sondern nur ein verklemmter Furz - ich gebe zu das ist extrem ausgesucht, aber leider Realität. Und wenn der Patient dann nach der OP auf dem Zimmer sich einen Krankenhauskeim aufsammelt, dann wird der erst entdeckt, wenn die Bauchhöhle schon völlig vereitert ist - weil keiner richtig hin sieht und das Personal keine Zeit hat sich angemessen um die Patienten zu kümmern.
Zurück zum Thema - ich behaupte, seit es Normen gibt, wie wir Menschen groß zu werden haben, gibt es "das Problem Enurensis" - es ist noch gar nicht lange her, da schliefen die Menschen auf Strohsäcken, das Stroh wurde 2-3 Mal im Jahr (bei Bedarf öfter!!) gewechselt und niemand hat sich Gedanken gemacht, wenn Nachts Urin abging - der wurde vom Stroh aufgesaugt und gut - und wenn es zu viel war und anfing zu stinken - hat kaum einer wahr genommen, weil der Geruch normal war - s.o.
Wir sollten wirklich mal versuchen, Normale Abläufe der Entwicklung auch normal ablaufen zu lassen - es ist nicht jedes Kind gleich und wenn dann sofort Medis gegeben werden, so kann das nicht gut sein - von Ausnahmen mal abgesehen!!
Für mich ist eine der besten Beispiele, wie viele Kinder mit Ritalin "ruhig gestellt" werden, nur weil sie ihren Bewegungsdrang etc. nicht mehr anders los werden können - die haben sicher nicht alle AHDS. Wenn sie noch Kind sein dürften und draußen herumtoben, sähe das anders aus, aber das läßt die Umgebung nicht zu!! - siehe Klagen gegen Kinderlärm etc. - die Gesellschaft ist krank, nicht die Kinder!!! und die haben in den seltensten Fällen Enurensis !!
In diesem Sinne
Chris
Kinder sind uns als Lehen gegeben, wir müssen sie sorgfältig behandeln