Ich bin neunzehn Jahre alt und seit ich zurückdenken kann Bettnässerin.
Anfangs, im Alter von drei bis sieben Jahren, nässte ich bis zu dreimal pro Nacht ein. Diese Anzahl hat sich dank ärztlicher Betreuung und einer Klingelhose auf höchstens einmal im Monat reduziert. Inzwischen habe ich meine Behandlung beendet und regele meinen Schlafrythmus und Toilettengang mit einem Wecker. Trotz dieser Veränderung ins Positivere bin ich die Krankheit leider nicht vollständig losgeworden.
Weil Bettnässen trotz seines häufigen Vorkommens immer noch ein riesiges Tabuthema ist, habe ich bis jetzt kaum jemandem etwas davon erzählt.
Ich schreibe an dieses Forum, weil ich seit etwa zwei Monaten einen festen Freund habe, dem ich demnächst offene Karten auf den Tisch legen möchte.
Leider kam ich vor kurzem in eine wahnsinnig unangenehme Situation, die mich in meinem Vorhaben verunsichert hat. Meine Katze ist noch recht jung und hat vor einigen Tagen in mein Bett gepinkelt. Als ich meinem Freund davon berichtete, fragte er scherzhaft, ob es nicht eine Methode wäre "die [die Bettnässer] in ihrem eigenen Saft liegen zu lassen" und ich nicht so ein Spannbettlaken für Inkontinente verwenden könnte. Ich habe ihm geantwortet, dass man über sowas keine Witze macht. Am Ende witzelte er dann "solange du mir nicht ins Bett machst". Ich habe mich so unwohl gefühlt! Ich glaube das ist die ironischste Situation, in die man mit dieser Krankheit überhaupt kommen kann. Aber woher soll er auch wissen, dass er sich für Bettnässerwitze genau die Richtige ausgesucht hat...Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt ihm die Tatsachen einfach an den Kopf zu knallen, aber ich bin einfach nicht mutig genug gewesen.
Die Sache weiter zu verheimlichen wäre aber zum einen zu riskant und zum anderen würde mich nur weiterhin belasten und mir selbst Kummer bereiten. Ich möchte ihn ungerne anlügen, aber ich habe aufgrund der Vorkommnisse große Angst ausgelacht und im schlimmsten Fall sogar verlassen zu werden, obwohl mein Freund eigentlich ein wahnsinnig lieber und offener Mensch ist.
Nur wie soll ich so ein Gespräch überhaupt anfangen oder einleiten? Soll ich es überhaupt sagen?
Liebe Grüße und schon einmal vielen Dank im Vorraus, Linus